Was hat die braune Tonne mit Stränden, Ackerböden und Ozeanen zu tun?

Das Foto entstand auf einem der Kontrollgänge. In diese braune Tonne wurden mehrere Gläser, Zigarettenpackungen, Nylonnetze und eine große Tüte, gefüllt mit Plastikmüll, geworfen.

Limburg-Weilburg. Jeder, der im Strandurlaub erst einmal Müll in der Nähe des ausgewählten Liegeplatzes entfernen musste, war zunächst vermutlich genervt und hat sich über die Verursacher aufgeregt. Vom Strand bis ins Meer ist es dann für Plastik und Co. leider nur noch ein kurzer Weg. Untersuchungen haben gezeigt, dass rund 80 Prozent des Kunststoffmülls in Ozeanen nicht von der Entsorgung auf See kommt, sondern von Land; verweht von Deponien, über Flüsse oder vom Strand. Durch unterschiedliche Meeresströmungen haben sich in Äquatornähe fünf riesige Müllstrudel gebildet. Der „pazifische Müllstrudel“ ist der größte von ihnen. Er erstreckt sich zwischen Hawaii, dem amerikanischen Festland und Asien und ist mit drei Millionen Tonnen Plastikmüll alleine so groß wie Mitteleuropa. Diese Tatsachen sind natürlich nicht neu und man hat das alles schon mal gehört, dennoch sollte man sich immer wieder klarmachen, dass auch diese scheinbar weit entfernten Müllprobleme bei uns und mit uns anfangen.
In der Kreisverwaltung Limburg-Weilburg ist der Abfallwirtschaftsbetrieb Ansprechpartner für Nachfragen, Beschwerden und Anregungen der Bevölkerung zu den unterschiedlichsten Alltagsthemen. In der Vergangenheit kam es in diesem Zusammenhang vermehrt zu Beschwerden von Landwirten über den ständig steigenden Anteil von Kunststoffteilen im Kompost. Daraufhin erkundigte sich Umweltdezernent und Erster Kreisbeigeordneter Jörg Sauer bei den Kompostwerken des Landkreises nach den möglichen Ursachen. Von Michael Schneider, Betriebsleiter der Kompostierungsanlage Beselich, war dabei zu erfahren, dass die braune Tonne in den letzten Jahren zunehmend für die Entsorgung nichtkompostierfähiger Produkte genutzt wird, zu denen leider auch die sogenannten Bioabfallbeutel gehören. Die Befüllung mit Kunststoffmaterialien führt zu Problemen im gesamten Prozessablauf der Kompostierungsanlage und beeinträchtigt die Qualität des erzeugten Komposts in hohem Maß. Diese Tatsachen waren letztes Jahr Anlass und Auslöser für Kontrollen der braunen Tonnen. Von April bis November 2021 wurden über 5.000 Tonnen kontrolliert und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebes sprechen über 90 Prozent der Bevölkerung ein Lob für die sachgerechte Befüllung aus. „Diejenigen Nutzerinnen und Nutzer, die einen roten Anhänger an ihrer braunen Tonne gefunden haben und auch diejenigen, die auf dem Weg ins Büro oder in die Schule im Vorbeigehen einen leeren Kaffeebecher oder eine Trinkflasche in braune Tonnen geworfen haben, möchten wir ermutigen und erneut bitten, den Inhalt der Biotonne wertzuschätzen und mit einer verantwortungsvollen Befüllung zur Schließung eines wichtigen Stoffkreislaufs beizutragen“, so der Abfallwirtschaftsbetrieb.
Beim Thema Nachhaltigkeit spielen Kompostierungsanlagen eine wichtige Rolle. Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft braucht gesunde Böden, denn Ackerböden sind die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie speichern Kohlenstoff, Nährstoffe und Wasser und sind die Basis für die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsender Rohstoffe. Mikroplastik ist für Menschen und Tiere schädlich und alleine in Deutschland landen jährlich tausende Tonnen Plastik auf und in landwirtschaftlich genutzten Böden. Hinzu kommt, dass die winzig kleinen Plastikteilchen wie ein Magnet auf Schadstoffe reagieren und Pestizide sowie andere Umweltgifte an sich binden. Wer Müll gewissenhaft trennt, handelt ökologisch und volkswirtschaftlich sinnvoll. Aus vermeintlichem Müll entstehen neue Produkte, das schont die (noch) vorhandenen Ressourcen und trägt so auch zum Klimaschutz bei.
Deshalb nochmals der Dank des Abfallwirtschaftsbetriebes an den Großteil der Bevölkerung für ein umweltbewusstes Verhalten, verbunden mit der Hoffnung auf viele weitere Nachahmerinnen und Nachahmer in der Zukunft.