Max Schäfer aus Brechen berichtet aus seinem Leben/Autismus führt im Alltag zu zahlreichen Problemen

Max Schäfer ist Autist und trotzdem glücklich mit seinem Leben.

Brechen. Maximilian Schäfer aus Oberbrechen ist ein autistisches Kind. Das führt zu wenigen Freunden und vielen schulischen Problemen. Dies, obwohl der 13-Jährige in seinen persönlichen Interessensfeldern hochbegabt zu sein scheint.

Max kennt sich jedenfalls bestens mit Computern aus. „Ich will später Programmierer werden“, berichtet er. Der Oberbrecher konnte schon in der zweiten Schulklasse gutes Englisch und hat sich nur über Fernsehprogramme im Urlaub sehr schnell Türkischkenntnisse angeeignet. Max will nach einer Hauptstadt gefragt werden - und wenn man ihm Namibia zuruft, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Windhoek“. Landkarten hat der Junge selbst schon auf dem Computer erstellt. Da kann man gar nicht glauben, dass der Schüler der Dauborner Freiherr-vom-Stein-Schule derzeit die sechste Klasse des Hauptschulzweigs wiederholen muss. Immerhin sind jetzt im Wiederholungsjahr die Noten sehr gut. Die Schulprobleme hatten, wie Mutter Sina Schäfer erzählt, auch damit zu tun, dass Max keine Lust hat, etwas zu lernen, wenn es aus seiner Sicht keinen Sinn ergibt. Das hat auch damit zu tun, dass er es aufgrund seines Autismus nur schwerlich in großen Klassen aushalten kann.

Vorher an der Villmarer Johann-Christian-Senckenberg-Schule hatte Max eine deutlich größere Klasse. In Dauborn kommt er gut zurecht, fühlt sich von den Lehrerinnen und Lehrern zudem gut gefördert. Vom Pausenhof hält sich Max in den Pausen trotzdem fern, weil ihm dort einfach zu viel Betrieb herrscht. Und auch privat hat er nur wenige Freunde und meidet Feiern mit vielen Leuten. Mutter Sina Schäfer erzählt, dass das Schülerleben für Max auch in anderen Punkten alles andere als einfach ist. Denn irgendwann hat er sich mal von daheim den kürzesten Weg von daheim zur Bushaltestelle überlegt. Den würde wahrscheinlich fast jeder Schüler nehmen. Doch Max fehlt die Flexibilität. Als der gewohnte Weg einmal aufgrund einer Baustelle gesperrt war, war er eben nicht einfach so wie andere Kinder in der Lage, sich eigenständig einfach einen neuen Weg zu suchen. Deshalb musste er sich folglich während dieser Zeit mit dem Auto zur Bushaltestelle bringen lassen. Im Bus geht das Dilemma für den Autisten weiter. Dicht an dicht mit anderen Kindern in einem überfüllten Schulbus im Gang zu stehen, geht für Max auch überhaupt nicht. Folglich hat er mittlerweile vorne im Bus einen reservierten Platz.

„Ich bin aber trotzdem mit meinem Leben zufrieden wie es ist“, berichtet Max Schäfer. Dass ihr ältestes von drei Kindern irgendwie anders als andere ist, hat Sina Schäfer schon früh gemerkt. Als Max mit zweieinhalb Jahren in den Kindergarten kam, hat er nie den Kontakt dort zu anderen Kindern gesucht und sich lieber alleine in die Ecke gesetzt. „Das Aufreihen von Gegenständen wie beispielsweise von Bauklötzchen ist typisch für Autisten“, erklärt die Mutter. Was ihr einziger Sohn ebenfalls durch den Autismus hat, sind Koordinationsstörungen. Ballsportarten sind gar nicht sein Ding. Extrem unsicher bewegt Max sich auf Treppen. Fahrradfahren kann Max, aber er will es nicht. Und das ist, wie Mutter Sina sagt, besser so, weil er eben nicht auf die Alltagsgefahren im Straßenverkehr achtet. Max kann es auch nicht ertragen, Wassertropfen abzukriegen. Folglich duscht sich Max Schäfer nie. Baden geht dafür.  Schwimmen kann Max nicht, aber im Nichtschwimmerbereich im Wasser stehen.

Max ist zudem sehr lichtempfindlich. Von daher findet man ihm am Strand ebenfalls eher nicht. „Sonnen sind für mich tödliche Strahlen“, berichtet der 13-Jährige. Ein Friseurbesuch ist für Max jedes Mal aufs Neue ein Graus. Er kann es nicht ertragen, angefasst zu werden. Nähe mag er nicht und folglich keine Umarmungen der Eltern. Auch den Familienhund, die französische Bulldogge Chase will er nicht knuddeln. Worauf Max laut seiner Mutter gar nicht achtet, ist die äußere Witterung. „Ich muss ihm immer die passende Kleidung rauslegen“, berichtet Sina Schäfer. Sonst würde Max ihren Angaben nach selbst im Winter mit T-Shirt und kurzen Hosen rauslaufen. Was Max ebenfalls nicht kann, ist die Mimik anderer zu erkennen und zu deuten. Das bedeutet, wenn ihm jemand mit Sarkasmus kommt, kann er das nicht einordnen, nimmt das gesprochene Wort ernst und kann dadurch schon einmal unnötig wütend werden. „Max hat eine Behinderung, aber er ist schlau und wird seinen Weg gehen“, ist Mutter Sina Schäfer dennoch überzeugt. Bei einem IQ-Test kam ein überdurchschnittliches Ergebnis von 118 heraus. Max´ will versuchen, an der Dauborner Schule zumindest die mittlere Reife zu erlangen, um dann seinen Traumberuf Programmierer erlernen zu können.