Landrat Michael Köberle rief beim Aktionstag zum Einsatz gegen Gewalt an Frauen auf - Keine Privatsache, sondern eine Straftat

Viel Applaus erhielt Landrat Michael Köberle für sein Grußwort beim Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“ von der Frauenbeauftragten des Landkreises, Ute Jungmann-Hauff, der Frauenbeauftragten der Stadt Limburg, Carmen von Fischke, Antje Brück vom Verein Gegen unseren Willen und Sandra Völpel von pro familia (von links).

 Landrat Michael Köberle hat beim Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“ im Cineplex-Kino in Limburg auf die Bedeutung von Beratungs- und Schutzangeboten hingewiesen. „Mit dem Hessischen Aktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt im häuslichen Bereich haben die Kommunen einen Handlungsauftrag erhalten, die Prävention häuslicher Gewalt vor Ort zu vernetzen. Die im Landkreis Limburg-Weilburg eingerichtete Präventionskommission arbeitet in vielen Arbeitsgruppen unter anderem an der Verhinderung von Straftaten im häuslichen Raum. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und erfordert ein Zusammenwirken verschiedener Institutionen, die gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten, denn Gewalt an Frauen ist keine Privatsache, sondern eine Straftat“, machte der Landrat deutlich. Auf Einladung der Frauenbeauftragten des Landkreises Limburg-Weilburg, Ute Jungmann-Hauff, trifft sich jedes Jahr ein Aktionsbündnis zur Vorbereitung des Gedenktages „Nein zu Gewalt an Frauen“. Zusammen werden Aktionen mit Öffentlichkeitswirkung geplant und durchgeführt. Die beteiligten Institutionen und Organisationen präsentieren sich als Hilfeeinrichtung in der Öffentlichkeit und machen das Thema „Gewalt gegen Frauen“ sichtbar.
Das sind:

  • Frauenhaus Beratungsstelle
  • Frauen im Evangelischen Dekanat Runkel
  • Gegen unseren Willen e.V.
  • Katholische Frauen Deutschlands
  • pro familia Limburg
  • Donum vitae
  • Frauenbüro Stadt Limburg
  • Sprach- und Integrationsmittlerin des Landkreises
  • Referat Mädchen und Frauenarbeit im Bistum Limburg
  • Kreisfrauenbüro


Studien belegen, dass in Deutschland jede dritte Frau von Gewalt in der Familie und jede siebte Frau von sexueller Gewalt betroffen ist. „Gewalttaten gegenüber Frauen gibt es auch in unserem Landkreis. Daher müssen wir agieren. Dazu gehört, ausreichend Beratungsstellen und Schutzangebote zur Verfügung zu stellen und zu fördern sowie den Bekanntheitsgrad dieser Hilfeangebote zu erhöhen. Zu einer guten Präventionsarbeit zählt die bedarfsgerechte Versorgung vor Ort. Daran arbeiten wir intensiv“, betonte Michael Köberle.
In der Kriminalstatistik für den Landkreis Limburg-Weilburg sind im Jahr 2017 164 Fälle und im Jahr 2018 124 Fälle häuslicher Gewalt angezeigt und strafrechtlich verfolgt worden. Im Jahr 2018 wurden zudem 92 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfasst, darunter waren 14 Vergewaltigungen. Da geschätzt nur fünf Prozent der vergewaltigten Frauen diese auch anzeigen, ist die Dunkelziffer nicht bekannt. „Aus diesem Grund haben wir im Landkreis zu Beginn meiner Amtszeit im Februar 2019 die Soforthilfe nach Vergewaltigungen eingeführt. Frauen finden dabei nach einer Vergewaltigung einen schnellen Zugang zum Hilfesystem. Zudem haben Vergewaltigungsopfer, die nicht unmittelbar Strafanzeige stellen wollen, die Möglichkeit, im St. Vincenz-Krankenhaus in Limburg und im Kreiskrankenhaus in Weilburg forensische Spuren und Beweismittel sichern zu lassen. Für die Spurensicherung, den Transport und die anschließende Lagerung im Institut für Rechtsmedizin in Gießen entstehen den Vergewaltigungsopfern keine Kosten. Die Finanzierung übernimmt der Landkreis Limburg-Weilburg“, erläuterte Landrat Köberle.
Die Frauenbeauftragte des Landkreises, Ute Jungmann-Hauff, machte darauf aufmerksam, dass zum Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“ am 25. November an vielen Rathäusern und öffentlichen Gebäuden im Landkreis die Fahnen „Frei leben – ohne Gewalt“ gehisst wurden. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hatte diese Fahnenaktion vor 20 Jahren initiiert, in Deutschland hängen in dieser Woche über 8000 Fahnen an öffentlichen Gebäuden. Zudem finden unzählige Veranstaltungen passend zum Gedenktag statt. „Wir Frauenbeauftragte setzen uns deutschlandweit für die Rechte von Mädchen und Frauen, ihre Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung ein. Wir fordern ausreichend Plätze in Frauenhäusern – bundesweit fehlen Tausende Plätze – und eine sichere finanzielle Unterstützung aller Beratungsstellen im Hilfesystem“, so Jungmann-Hauff.


Im Anschluss sprachen die Frauenbeauftragte der Stadt Limburg, Carmen von Fischke, Sandra Völpel von pro familia, Antje Brück vom Verein Gegen unseren Willen sowie Ute Jungmann-Hauff zu den Themen „#sexistunbezahlbar, für eine Welt ohne Prostitution“, „Weibliche Genitalverstümmelung“, „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ und „Häusliche Gewalt / Femizid“, ehe sich ein Lichtermarsch durch Limburg in Bewegung setzte, an dem sich zahlreiche Menschen beteiligten, um gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.