Bevölkerungsentwicklung

Grundsätzlich gilt es zwei Faktoren bei der Bevölkerungsentwicklung zu unterscheiden: zum Einen die natürliche Bevölkerungsentwicklung mit den Geburten- und Sterbezahlen, die den demografischen Prozess direkt beeinflussen. Zum Anderen die Wanderungsbewegungen, die sich durch Zu- und Wegzüge ausdrücken. Während die Beeinflussung des ersten Faktors eher begrenzt ist, lässt sich der letztere tatsächlich optimieren und kann folglich zu einer positiven Auswirkung des demografischen Wandels führen. Somit ist eine kurzfristige Korrektur der demografischen Entwicklung durchaus möglich.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung

Entwicklung der Geburtenzahlen im Kreis Limburg-Weilburg

Der Blick auf die Entwicklung der Geburten im Kreis Limburg-Weilburg17 zeigt, dass die Zahl der Neugeborenen von 2008 auf 2009 deutlich abgenommen hat.
Die Darstellung zeigt aber auch, dass der Trend im Kreis Limburg-Weilburg über die letzten Jahre – vor allem seit 2013 - leicht steigend ist.

Lebend Geborene je 10.000 Einwohner im LK

Entwicklung der Todesfallzahlen im Kreis Limburg-Weilburg

Die Todesfallzahlen im Kreis Limburg-Weilburg sind nach einem Rückgang in den Jahren 2009 bis 2011 seitdem deutlich angestiegen.
Deutlich ist zu erkennen, dass der tendenzielle Anstieg von 2011 bis 2015 ausgeprägter ist als der leichte Anstieg bei den Geburtenzahlen.

Gestorbene je 10.000 Einwohner im LK

Die natürliche Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Limburg-Weilburg verläuft eindeutig negativ – und das seit Jahren und mit zunehmender Tendenz. Die entsprechenden Zahlen ergeben sich aus der Differenz von (sinkenden) Geburtenzahlen zu (steigenden) Todesfällen.
Im Betrachtungszeitraum hat der Kreis die Einwohnerzahl einer mittelgroßen Kommune durch die negative natürliche Bevölkerungsbilanz verloren. Im Betrachtungszeitraum gab es nur in wenigen Kommunen und nur selten eine positive oder ausgeglichene natürliche Bevölkerungsbilanz.

Der Betrachtung des Saldos der natürlichen Bevölkerungsentwicklung nach Kommunen liegt das Referenzjahr 2014 zugrunde. Im Bereich Oberlahn-Weilburg gibt es eine deutlich negativere Tendenz, im Limburger Becken sticht nur Elz mit einem ähnlich negativen Saldo hervor.

Saldo Geborene und Gestorbene je 10.000 Einwohner im LK

Wanderungsfaktoren

Neben der natürlichen Bevölkerungsentwicklung beeinflussen in nicht unerheblichem Maße – typisch für eine moderne und mobile Gesellschaft – auch Wanderungsfaktoren die Zahl der Einwohner und analog dazu auch die Zusammensetzung der Altersgruppen. In den Jahren vor den Veränderungen in Osteuropa und der Öffnung der Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes gab es bereits eine negative Bilanz bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Die Wanderungsfaktoren der nachfolgenden Jahre hatten einen massiven Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung – auch des Landkreises Limburg-Weilburg.
Die Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen aus dem Jahr 2016 kommt nicht zuletzt aufgrund der prognostizierten Wanderungsfaktoren beim Blick auf die vergangenen Jahre zu dem Ergebnis: „Außer den großen hessischen Städten weisen auch deren unmittelbare Umlandkreise relativ hohe Bevölkerungszuwächse auf. Mit Ausnahme der Landkreise Gießen, Marburg-Biedenkopf, Fulda und Limburg-Weilburg ist hingegen in allen anderen mittel- und insbesondere nordhessischen Landkreisen mit Bevölkerungsrückgängen zu rechnen.“
Das Wanderungsverhalten im Landkreis Limburg-Weilburg ist dadurch gekennzeichnet, dass seit dem Jahr 2005 kontinuierlich Wanderungsverluste von Personen im erwerbsfähigen Alter zu verzeichnen sind . Im Vergleich zum Wanderungsverhalten in den 1990er Jahren hat sich damit ein tiefgreifender Wandel vollzogen. Damals sind viele Menschen in den Kreis gezogen, die im Rhein-Main-Gebiet ihren Arbeitsplatz hatten.

Zuzüge nach Jahr

Aus dem „Beitrag von Wanderungen zur Abmilderung der Fachkräfteknappheit“ der Hessen Agentur von 2014, der die Zahlen zu Wanderungsbewegungen detailliert auswertet, wird für den Landkreis Limburg-Weilburg deutlich, dass nach Altersgruppen differenziert, kontinuierlich junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren den Landkreis verlassen. Einer der Gründe könnte, bei einem zunehmenden Anteil von Fachhochschul- und Hochschulqualifikationen, im Fehlen einer solchen Einrichtung im Kreis gesehen werden.

Zunehmend positive Impulse kommen dem Bericht zufolge aus dem Ausland, die allerdings immer noch bei weitem nicht ausreichen, um die Abwanderungen nach Südhessen (RB DA – Regierungsbezirk Darmstadt) und in andere Bundesländer zu kompensieren.

Ein Blick auf die Differenzierung nach einzelnen Ländern lohnt (2009-2012 kumuliert), da hier die intensiven Wanderungsverflechtungen vor allem zwischen Bulgarien und dem Landkreis Limburg-Weilburg deutlich werden, in deren Ausprägung sich der Kreis von Nachbarkreisen unterscheidet. Aber auch zu Polen und Rumänien gibt es eine signifikant positive Bilanz. Dies zeigt, dass kaum pauschale Aussagen über die hessischen Regionen getroffen werden können, sondern selbst bei ähnlich strukturierten benachbarten Landkreisen immer die regionsspezifischen Besonderheiten mit zu berücksichtigen sind.

Zuzüge Ausland

Ähnlich differenziert muss man den Wanderungssaldo auch bezüglich der einzelnen Kommunen betrachten. Der Bereich Limburg-Elz-Hadamar ist dabei von einer deutlich größeren Fluktuation betroffen als der Rest des Kreises. Interessant ist auch hier letzlich der Saldo Zuzüge/Fortzüge. Dabei zeigen sich vor allem die Kommunen im Westerwald und im Taunus sehr stabil, daneben auch Elz, Beselich und Brechen am Rand des Limburger Beckens.