Bevölkerungsschätzung

Auf Basis des Bevölkerungsstandes, alters- und geschlechtsspezifischer Geburten- und Sterbeziffern sowie der Wanderungen werden in den Berechnungen die künftige Entwicklung der Geburten und Sterbefälle vorausgeschätzt und darauf aufbauend die Gesamtbevölkerungsentwicklung. Auch wenn bei mittlerweile zahlreichen Studien zu diesem Thema die jeweiligen Berechnungen mit unterschiedlichen Grundannahmen, Ausgangsbeständen und Prognosezeiträumen kalkulieren und durchaus eine gewisse Bandbreite an Prognosen für unseren Kreis getroffen wird, so lassen sich folgende Aussagen treffen:

  • Die Lebenserwartung in Deutschland steigt, möglicherweise als Folge von neuen Erkenntnissen in der Medizin, einem besseren Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln, einem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein, verbesserten Wohn- und Arbeitsbedingungen etc., seit vielen Jahrzehnten.
  • Der Anstieg der Lebenserwartung bedeutet bei gleichbleibend niedriger Geburtenrate aber auch eine Veränderung der altersstrukturellen Zusammensetzung.
  • So sind auch im Landkreis Limburg-Weilburg die Senioren, also die Altersgruppe der über 65-Jährigen, ein stark zunehmender Teil der Bevölkerung.
  • Viele Einwohner aus der jetzt mittleren Altersgruppe mit ihren geburtenstarken Jahrgängen werden bis 2030 in die Gruppe der Älteren aufgestiegen sein.
  • Die 2009 schon stark vertretene Gruppe der Senioren wird dann zur Gruppe der Hochbetagten gehören.
  • Die Zahl der Einwohner in den unteren, ausbildungsrelevanten Jahrgängen wird sich hingegen deutlich reduzieren.
  • Auch der Anteil von Einwohnern im erwerbsfähigen Alter wird schrumpfen, da wegen der niedrigen Geburtenrate diese Gruppe nicht genügend mit Nachwuchs "aufgefüllt" wird. Selbst eine steigende Geburtenzahl kann diese Entwicklung vorerst nicht stoppen.
  • Die erhebliche Zuwanderung aus den ehemaligen Ostblockstaaten zu Beginn der 90er Jahre, der Geburtenanstieg in 2015 und die Zuwanderung durch Flüchtlinge in 2015 haben die Bevölkerungszahlen nur kurzfristig stabilisiert.
  • Wandelt sich das generative Verhalten der Bevölkerung nicht nachhaltig, wird sich der in den letzten Jahren abzeichnende Trend in den nächsten 20 Jahren stetig verstärken und die Schere zwischen Sterbefällen und Geburten wird sich langsam immer weiter öffnen. Das Geburtendefizit wird dadurch immer größer.
  • Inwiefern Zuwanderung diese Lücke schließen kann, hängt wiederum von politischen Entscheidungen ab und von der wirtschaftlichen Attraktivität der Region.
  • Trotz aller statistischer und gesellschaftlicher Unwägbarkeiten bleibt es aber bei der Kernaussage: Der Landkreis Limburg-Weilburg und voraussichtlich die meisten seiner Kommunen werden weiter schrumpfen.
  • Beim Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen zehn Jahren - die natürliche und auch durch die Wanderungsbewegungen - sind sowohl im Bereich Westerwald als auch im Taunus Gebiete aufgefallen, die bereits einen deutlichen Rückgang in der vergangenen Dekade verzeichnen mussten. Die Kommunen des Limburger Beckens und die Gemeinden des Goldenen Grundes waren hier recht konstant.

Diese Aussagen bestätigen sich teils auch bei der Bevölkerungsschätzung für die nächsten 15 Jahre der Hessen Agentur von 2016. Neben der Stadt Weilburg wird hierbei auf der Westerwald- wie auch der Taunusschiene mit einem Bevölkerungrückgang gerechnet. Die Städte und Gemeinden, die direkt im Limburger Becken liegen oder daran angrenzen, können gegebenenfalls in diesem Zeitraum sogar mit einem leichten Zuwachs rechnen. Unberücksichtigt bleiben bei dieser Betrachtung die möglichen Unterschiede innerhalb der Städte und Gemeinden zwischen den einzelnen Orts- und Stadtteilen.

Bedeutender noch als die Bevölkerungsabnahme stellt sich der Wandel der Altersstruktur auch im Landkreis Limburg-Weilburg dar. Die abnehmende Zahl der Geburten und das Altern der bevölkerungsstarken Jahrgänge führen zu gravierenden Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. Nicht zuletzt trägt auch die steigende Lebenserwartung zum Wandel bei. Die Älteren werden somit einen immer größer werdenden Anteil an der Bevölkerung ausmachen, während der Anteil der Jüngeren sukzessive zurückgeht.

Die aufgezeigte Entwicklung der Bevölkerungszahlen und -struktur hat u. a. Einfluss auf die Planungen im Kindertagesbetreuungs-, im Schul- und im Altenhilfebereich sowie auf die sozialen Sicherungssysteme, die Erwerbssituation und nicht zuletzt auch auf die Wohn- und Verkehrsinfrastruktur.