Generationenübergreifende Angebote – Vielfalt für jedes Alter

„Es gibt ein Wort, das jedem als praktische Lebensregel dienen könnte: Gegenseitigkeit.“

(Konfuzius, chinesischer Philosoph, 551-479 v. Chr.)

In meiner Tätigkeit in der Selbsthilfekontaktstelle und auch bei meinen beruflichen Erfahrungen, die ich im Bereich Ehrenamt im benachbarten Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen machen durfte, habe ich verschiedene Projekte kennengelernt. Dabei sind mir immer die Projekte in guter Erinnerung geblieben, die einen generationsübergreifenden Ansatz verfolgen.

Neue Formen von gemeinschaftlichen Angeboten zu schaffen, sollte ein Ziel sein, wenn wir über „Leben im Alter“ nachdenken. Dabei erscheinen mir Mehrgenerationen-Angebote gewinnbringender und weniger ausgrenzend. Alt und Jung, neu Zugezogene und Alteingesessene, Familien und Singles etc. können sich mit unterschiedlichen Aspekten und Blickwinkeln bereichern und ergänzen sowie wertvolle Synergien schaffen.

Eine Idee, die mir begegnet ist, ist eine „Zeitbörse“, eine neue Art von Nachbarschaftshilfe. Hier können sich Menschen einer Gemeinde registrieren und ihre Dienste und Fähigkeiten anbieten. Für jede Stunde, die jemand anderen hilft, bekommt er eine Zeitgutschrift über eine Stunde gutgeschrieben. Dafür kann man sich dann wiederum von anderen helfen lassen.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: Gartenarbeit, handwerklichen Hilfestellungen, Haushaltshilfen, Kinderbetreuung, Babysitten, Hunde ausführen, Hilfe im Umgang mit dem Computer, Einkaufen gehen, Handarbeiten, Hausaufgabenbetreuung, kleine Reparaturen, aber auch der Tausch von Gegenständen des täglichen Bedarfs – hier werden der Fantasie und Kreativität der einzelnen Mitglieder keine Grenzen gesetzt.  Dies spart Zeit, Ressourcen und Geld und fördert zudem den Austausch und Kontakt zur Nachbarschaft und Gemeinde.

Ganz wichtig bei diesem ehrenamtlichen Engagement sind die Einhaltung folgender Grundsätze:      1. Freiwilligkeit - niemand wird zu einer Arbeit genötigt, der Tausch ist ein freiwilliges Geben und Nehmen. 2. Gleichheit - jede Arbeit ist gleich viel wert.     3. Vertrauen in die eigenen die Fähigkeiten und die der anderen sowie Eigenverantwortlichkeit. Die Teilnahme an einer Zeitbörse ist für alle Mitglieder kostenlos. Die Arbeiten stellen zudem keine Konkurrenz für bestehende Handwerks- und Dienstleitungsbetriebe dar.

Es geht vielmehr um solidarischen und gemeinschaftlichen Austausch und Unterstützung, bei der jeder erfahren kann, dass er gebraucht wird, über besondere Fähigkeiten verfügt und nicht allein gelassen wird. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe!

 

März 2020

Michelle Bautz
Pädagogin (M.A.) | Selbsthilfekontaktstelle im Gesundheitsamt