Schnelles Internet als wichtiger Beitrag zur Standortsicherung- Breitbandausbau im Landkreis Limburg-Weilburg

Von Martin Rudersdorf (Breitbandkoordinator des Landkreises Limburg-Weilburg)

Breitbandausbau im ländlichen Raum bedeutet akutes Handlungsfeld und zentrale Zukunftsaufgabe in einem. Die Möglichkeit, digitale Infrastruktur umfassend nutzen zu können, entscheidet nicht zuletzt darüber, wie zukunftsfähig eine Kommune auf dem Land sowohl wirtschaftlich und gesellschaftlich als auch sozial aufgestellt ist – Stichwort Smart City. Mehr noch: Gerade für den ländlichen Raum mit günstigen Rahmenbedingungen wie erschwinglichem Bauland, intakter Landschaft oder hohem Freizeitwert ergeben sich per Datenautobahn sogar Chancen, mittels der orts- und zeitunabhängigen Technik (Erreichbarkeits- und Mobilitäts-) Defizite gegenüber Ballungsräumen abzubauen (Verwaltung 4.0, digitales Klassenzimmer, Telemedizin, Home-Office, Online-Einkauf etc.).

Für Geschäftsprozesse sind leistungsfähige Breitbandnetze ebenfalls unverzichtbar und als Standortfaktor für Unternehmen und Gewerbetreibende im ländlichen Raum geradezu von existentieller Bedeutung. Schnelles Internet ist damit für die Standortsicherung und -entwicklung genauso wichtig, wie eine gute Verkehrsanbindung, ein breitgefächertes schulisches Bildungsangebot, eine gute Versorgungsinfrastruktur u. v. m.

Mit Blick auf das Internet of Things, die zunehmende Vernetzung von Geräten und Maschinen sowie die wachsende Digitalisierung in allen Bereichen des täglichen Lebens und Arbeitens steigt der Bedarf an Bandbreiten rasant in die Höhe. Ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht.

 

Eine leistungsfähige Breitbandversorgung wird damit gerade in ländlichen Regionen immer mehr zu einem Bestimmungsfaktor für deren Zukunftsfähigkeit. Doch der Weg zum schnellen Internet ist aufgrund der zahlreichen rechtlichen und tatsächlichen Vorgaben nicht einfach und hängt von zahlreichen Faktoren ab.

 

Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass vor allem in ländlichen Räumen über einen eigenwirtschaftlichen Ausbau durch die Telekommunikationswirtschaft der für einen echten digitalen Wandel nötige Netzausbau nicht geleistet werden kann. In der Vergangenheit wurde vorrangig auf einen marktgetriebenen Ausbau der Breitbandinfrastruktur gesetzt. Dieser Ansatz griff allerdings im Landkreis Limburg-Weilburg nur unzureichend. Der ländlich geprägte Landkreis bot mit seinen topografischen Gegebenheiten in Taunus und Westerwald und den damit einhergehenden hohen Investitionskosten sowie der geringen Nachfragedichte keine allzu attraktiven Rahmenbedingungen für einen Eigenausbau durch die Telekommunikationsunternehmen.

 

… 1. Bauabschnitt zum flächendeckenden Breitbandausbau

 

Vor diesem Hintergrund hat der Landkreis Limburg-Weilburg in enger Abstimmung mit den 19 Städten und Gemeinden früh die Weichen für die erfolgreiche Digitalisierung der Region gestellt. Die interkommunale Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und den Städten und Gemeinden wurde in einem sog. öffentlich-rechtlichen Vertrag vom 14.01.2014 geregelt.

 

Im Jahr 2014 hat er sich entschieden, den Ausbau moderner Glasfaserinfrastrukturen kreisweit intensiver voranzutreiben und eine flächendeckende Breitbandnetzinfrastruktur zu schaffen. Für diesen Weg wurde das sogenannte Deckungslückenmodell gewählt. Durch eigene Investitionen der Deutschen Telekom und eine Investitionsbeihilfe des Landkreises von rund 5,5 Mio. EUR wurden in knapp 24 Monaten bis Anfang 2016 kreisweit über 95 % der Haushalte und Unternehmen mit hochbitratigen Bandbreiten von mindestens 30 Mbit/s erschlossen. Bei dieser Ausbaumethode (FTTC, Fiber to the Curb) wird die Glasfaser bis zum jeweiligen (grauen) Verteilerkasten in der Nähe gelegt. Diese Variante ist ein Zwischenschritt zu einem angestrebten, bis an die Gebäude durchgängigen Glasfasernetz (FTTB, Fiber to the Building). Für die Strategie eines solchen kooperativen Breitbandausbaus sprachen im Rahmen der Abwägung die deutlich geringeren Kosten, das eindeutig abschätzbare Kostenrisiko, die schnelle Bauzeit mit einem starken Kooperationspartner, die Vermeidung eines Wettbewerbs- und Vermarktungsrisikos, die Upgrade-Fähigkeit des Netzes sowie der Ausschluss von Folgekosten gegenüber den anderen in Betracht kommenden Modellen. Zudem sollte die ländlich geprägte Region in ihrer Entwicklung nicht gebremst werden; daher war gerade der zeitliche Aspekt mit einer kurzen Umsetzungsperspektive ein ganz wichtiger Entscheidungsfaktor.

 

Für diesen sog. 1. Bauabschnitt gab es noch keine Bundes- und Landesförderung. Das Land Hessen bezuschusste die interkommunale Zusammenarbeit mit 50.000,- €.

 

Der Landkreis Limburg-Weilburg gehörte damals zu den ersten Landkreisen in Hessen, die nahezu allen Einwohnerinnen und Einwohnern sowie den dort ansässigen Unternehmen kreisweit ein schnelles Datennetz anbieten konnte.

 

… 2. Bauabschnitt: Glasfaser Erschließung aller Schulen und Bildungseinrichtungen

 

Der sog. 2. Bauabschnitt konnte mit Unterstützung des Bundes und des Landes Hessen Ende 2019 planmäßig abgeschlossen werden. In diesem 2. Bauabschnitt zum Breitbandausbau haben der Landkreis und die Städte und Gemeinden in einem Gemeinschaftsprojekt nicht nur alle 75 Schulen und Bildungseinrichtungen mit Glasfaser angebunden, sondern darüber hinaus erfolgte auch eine Nachverdichtung in Siedlungsbereichen und Gewerbegebieten. Nachdem am 13. Mai 2019 in der Adolf-Reichwein-Schule in Limburg unter Beteiligung der Digitalministerin und des Hessischen Kultusministers der erste Glasfaseranschluss freigeschaltet werden konnte, wurde das Projekt im vorgesehenen Zeitplan bis Ende 2019 umgesetzt.

 

… 3. Bauabschnitt: Glasfaser Erschließung der Gewerbegebiete

 

Der Landkreis und die kreisangehörigen Städte und Gemeinden befinden sich aktuell in der Umsetzung des 3. Bauabschnitts zum Breitbandausbau. Entsprechende Förderbescheide von Bund und Land liegen vor. Im Zuge dieser Maßnahme sollen 48 Gewerbegebiete mit 1.656 förderfähigen Adressen mit einem Investitionsvolumen von rund 17,47 Millionen Euro erschlossen werden. Darüber hinaus wurden insgesamt 252 weiße Flecken identifiziert, die mit einem Investitionsaufwand von rund 2,11 Millionen Euro ausgebaut werden sollen.

Die Ausschreibung wurde inzwischen abgeschlossen. Nach Vorlage der endgültigen Förderbescheide von Bund und Land soll mit der Umsetzung begonnen werden.

 

… mit Vollgas zum Highspeed

 

Im Landkreis greifen aktuell auch eigenwirtschaftliche Ausbauaktivitäten: Die Deutsche Glasfaser erschließt im Südkreis in den Kommunen Hünfelden, Brechen, Selters, Bad Camberg (teilweise) und Runkel rd. 13.000 Adressen.

In einer Kooperation der Telekom mit dem regionalen Energieversorger Syna wird aktuell die Gemeinde Elz (2.300 Adressen) FTTH ausgebaut. Die Vodafone baut derzeit die Stadt Hadamar mit allen Stadtteilen (3.300 Adressen) aus.

 

Die gute Zusammenarbeit des Landkreises mit den in der Region tätigen TKU`s, die mit den Kommunen abgestimmte Vorgehensweise und insbesondere die jetzt laufende Ausschreibung zum 3. Bauabschnitt haben zu dieser erfreulichen Entwicklung geführt.

 

Die Deutsche GigaNetz verhandelt derzeit mit 12 Kommunen sog. Kooperationsverträge und will neben dem geförderten Ausbau der Gewerbegebiete auch eigenwirtschaftlich alle Kommunen im Nordkreis und die Stadt Limburg a.d. Lahn mit FTTH ausbauen. Voraussetzung ist, dass eine Vorvermarktung von rd. 40% erzielt wird. Das ist eine einmalige Chance und die Grundstückseigentümer in den Ortslagen haben jetzt die Möglichkeit leistungsfähige Glasfaseranschlüsse zu erhalten.

 

… Ausblick

 

Der Landkreis Limburg-Weilburg wird auch künftig den Glasfaserausbau weiter forcieren. Dabei wird schrittweise angestrebt, die Glasfaser bis in den letzten Winkel des Landkreises zu verlegen. Dadurch lassen sich weitere Produkte wie WLAN oder auch das Mobilfunknetz von morgen (5G) kostengünstig anbinden. Über Masterpläne soll sichergestellt werden, dass jede Tiefbaumaßnahme für den weiteren Glasfaserausbau genutzt wird.

 

Um einen Überblick über die noch verbleibenden weißen Flecken, wie Betriebe, Weiler und Anwesen im Außenbereich, zu erhalten, führt der Landkreis regelmäßige Markterkundungen durch, die die Grundlage für weitere Ausbauaktivitäten bilden.

 

Die Breitbandaktivitäten der kommunalen Familie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die heimischen Unternehmen im internationalen Wettbewerb und bei einer weiteren Zunahme der Globalisierung ihre Standorte im Landkreis nicht nur sichern, sondern auch weiter ausbauen konnten. Die Nachfrage nach gewerblichen Grundstücken ist weiterhin groß. Gerade die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit zusätzlichem Home-Office, Home-Schooling und Home-Studying haben gezeigt, dass ausbaufähige und betriebssichere Netze gebaut wurden und Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Regionen nicht eingetreten sind.