Umgang mit Demenz Thema bei „Fit fürs Ehrenamt“/Dorothée Novian hat Tipps, wie Alltag mit Betroffenen gelingen kann

Von Demenz Betroffene und ihre Angehörigen sowie ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer finden bei den Maltesern Unterstützung. Foto: Malteser/Frank Luetke

Dorothée Novian kann Tipps geben, wie der Alltag mit von Demenz Betroffenen gemeistert werden kann. Foto: Malteser/Silvia Bergmann.

Limburg-Weilburg. Der Landkreis Limburg-Weilburg und die Kreisvolkshochschule bieten in der Reihe „Fit fürs Ehrenamt“ auch im zweiten Halbjahr 2022 kostenfreie Kurse für ehrenamtlich Tätige an. Dorothée Novian, Koordinatorin der Demenzdienste beim Malteser Hilfsdienst e.V. in Limburg, leitet zwei Online-Kurse zum Thema Demenz. Am Dienstag, 11. Oktober 2022, 18 bis 20:30 Uhr, geht es um „Basiskompetenz Demenz“, am Dienstag, 22. November, 18 bis 21 Uhr, lautet das Thema „Wenn die Worte fehlen – Kommunikation und Aktivierung bei Demenz“.

Angehörige von Betroffenen können sich aber auch unabhängig dieses Angebots kostenlos von Dorothée Novian in der Malteser Demenzsprechstunde beraten lassen, die jeden 2. Montag im Monat stattfindet. Die Fragen können sich um den Bereich „Alltag mit einem Menschen mit Demenz“ drehen. Themen können Kommunikation mit Menschen mit Demenz, Umgang mit herausforderndem Verhalten, die Umfeldgestaltung und Unterstützungsmöglichkeiten sein. Dorothée Novian: „Somit soll die Betreuungskompetenz der pflegenden Angehörigen gestärkt, dem Menschen mit Demenz ermöglicht werden, so lange wie möglich im gewohnten Umfeld zu verbleiben“.
Wie Dorothée Novian weiß, ist die Zahl der von Demenz betroffenen Menschen in Deutschland durch einen höher werdenden Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft weiterhin steigend. Die aktuelle Zahl demenzkranker Menschen in Deutschland liegt ihren Angaben nach bei 1,7 Millionen. Es handele sich um eine Krankheit, die überwiegend, aber nicht ausschließlich im Alter auftrete. Beim Malteser Hilfsdienst in Limburg gibt es seit 2012 den Demenzdienst. In diesem ist Dorothée Novian seit April letzten Jahres als Koordinatorin tätig.
Seit 2012 wurden immer wieder Demenzbegleiterinnen und -begleiter ausgebildet. In dem 40 Stunden dauernden Ausbildungskurs abends oder am Wochenende werden die Fähigkeiten vermittelt, mit Menschen mit Demenz umgehen zu können. Diese sind dazu da, von Demenz betroffene Personen daheim stundenweise zu betreuen. Dorothée Novian: „Es passiert häufig, dass Betroffene und auch die pflegenden Angehörigen mit der Zeit immer mehr vereinsamen“. Die Unterstützung durch einen Demenzbegleiter bzw. eine Demenzbegleiterin bringt der betroffenen Person wichtige soziale Kontakte. Sie bietet den durch die Betreuung stark beanspruchten Angehörigen aber auch die Möglichkeit, mal ein paar Stunden für sich zu haben und somit selbst wieder zur inneren Ruhe zu finden. Demnächst wird wieder ein Kurs für angehende Demenzbegleiterinnen und -begleiter starten. „Oft sind das Personen, die im Beruf in Ruhestand gehen und dann ein neues Betätigungsfeld suchen“, erzählt Dorothée Novian. Ganz umsonst müssen die Demenzbegleiterinnen und -begleiter ihre Tätigkeit nicht verrichten, denn sie erhalten einen Mindestlohn von zwölf Euro die Stunde. Für die Demenzbegleiterinnen und -begleiter gebe es bei den Maltesern alle vier Wochen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch.
Dorothée Novian sagt, dass die Diagnose Demenz ein Facharzt stellen müsse. Aber natürlich gebe es Symptome, die erkennen ließen, dass sich eine Demenz andeute. Vor allem extreme Vergesslichkeit kann ihren Aussagen nach ein Merkmal dafür sein. Eine Demenzerkrankung verlaufe aber keineswegs bei allen Menschen gleich, wie Dorothée Novian feststellt. An was sich ein Mensch mit Demenz später noch erinnern könne, das sei völlig unterschiedlich. Schlimm sei es für die Patienten im Anfangsstadium, wenn sie selbst noch merkten, dass mit ihnen etwas nicht stimme und viele sehr darunter litten. Oft versuchten Betroffene dann, ihre sich verstärkenden Defizite zu verbergen, um bei Angehörigen und Freunden nicht aufzufallen. Novian betont: „Wir brauchen in unserer Gesellschaft viel mehr Verständnis für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.
Das Thema ist immer noch schambehaftet, so dass sich viele ganz aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen.“ Es gebe aber durchaus positive Beispiele, wo alte Freunde Betroffene nicht fallen ließen, sondern weiter soweit möglich an Freizeitaktivitäten teilhaben ließen. Dorothée Novian sagt: „Das Umfeld sollte die Betroffenen nicht auf ihre Defizite ansprechen, sondern sie ermutigen, weiter das zu tun, was sie gerne machen und noch tun können“. Wenn jemand immer gerne gebügelt habe, soll man ihn weiter bügeln lassen, auch wenn die Hemden dann vielleicht nicht mehr so glatt wie früher seien.  Man müsse nur aufpassen, dass aus einem heißen und vielleicht nicht ausgestellten Bügeleisen keine Gefahrensituation erstünde. Wer mit Menschen mit Demenz zu tun habe, der müsse offen für deren Gefühlswelt sein und sich individuell auf deren Bedürfnisse einstellen können. Wichtig für Demenzkranke ist laut Dorothée Novian eine klare Tagesstruktur, denn diese erleichtert den Betroffenen die Orientierung. Auch für die Angehörigen der Betroffenen sei es oft nicht einfach, wenn sich durch eine Erkrankung plötzlich in einer Familie Rollen veränderten. Die Mutter, die früher oft Hilfe gegeben habe, brauche plötzlich selbst Unterstützung. Für viele sei es nicht einfach, das zu akzeptieren. Künftig wollen die Malteser auch Angehörigenschulungen anbieten, damit das Umfeld nicht selbst psychisch und körperlich durch die Belastung der Betreuung werde und mit den Betroffenen richtig zu kommunizieren lerne.

Angehörige von Menschen mit Demenz, die Fragen an Dorothée Novian haben, erreichen sie im Büro unter 06431 9488 530 oder per E-Mail unter dorothee.novian(at)malteser.org. Für die „Fit fürs Ehrenamt“-Kurse mit ihr können sich Interessierte bei der Kreisvolkshochschule unter Telefon 06431 91160 bzw. E-Mail info(at)vhs-limburg-weilburg.de anmelden.