Schulmobilitätsplan für das Philippinum in Weilburg

Übergabe des Schulmobilitätsplans im Philippinum in Weilburg (von links): Oliver Moschner-Schweder (ADFC), Kim Altenhofen vom Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft, Felix Rensch-Opelt (ivm), Landkreis-Klimaschutzmanagerin Verena Nijssen, Wolfgang Streb von der Kreisverwaltung, Schulleiter Stefan Ketter, Schul-Klimaschutzbeauftragte Ulrike Baum, Willi Kerkes (ACE), Klara Kurz vom Ordnungsamt und Gerd Zuber von der Ordnungspolizei der Stadt Weilburg, Michelle Ries (Sweco), Stadtverordneter Hans Werner Bruchmeier, Carola Gerlach vom Philippinum und Schulelternbeiratsvorsitzender Jörg Schönwetter.

Weilburg. Für das Philippinum liegt offiziell ein „Schulmobilitätsplan Plus“ vor, der unter fachlicher Begleitung im Rahmen des hessischen Beratungs- und Qualifizierungsprogramms „Besser zur Schule“ erarbeitet wurde. Damit macht das Gymnasium als eine der ersten teilnehmenden Schulen im Landkreis Limburg-Weilburg einen wichtigen Schritt in Richtung sichere und selbstständige Mobilität seiner Schülerinnen und Schüler.

Rund ein Jahr Arbeit steckt in dem fertig gestellten „Schulmobilitätsplan Plus“ für das Philippinum, der vom Fachzentrum Schulisches Mobilitätsmanagement vorgestellt und offiziell an Schule, Schulträger und Kommune übergeben wurde. Schulleiter Stefan Ketter und die Klimaschutzbeauftragte der Schule, Ulrike Baum, Melanie Hardt und Gerd Zuber vom Ordnungsamt der Stadt Weilburg sowie Wolfgang Streb und Verena Nijssen vom Landkreis Limburg-Weilburg nahmen den Schulmobilitätsplan entgegen.
Anlass für die Beteiligung am Programm „Besser zur Schule“ war der gemeinsame Wunsch, die Schulwege und das Schulumfeld für die Schülerinnen und Schüler sicherer zu gestalten und dass die Kinder und Jugendlichen ihren Schulweg möglichst eigenständig zurücklegen können. Verkehrschaos vor der Schule durch Elterntaxis, hohe Verkehrsbelastung im Wohngebiet, schmale Gehwege, unsichere Querungen und eine verbesserungsbedürftige Busanbindung – hierfür sollten gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. Zentrales Anliegen war zudem die Erstellung eines aktuellen Schulwegplans.

Gemeinsam mit einem breiten Kreis an Akteurinnen und Akteuren, bestehend aus Elternvertretung, Schulleitung, Schülerinnen und Schülern, Verbänden, Verwaltung und Politik, wurden im Rahmen einer Ortsbegehung und in begleitenden Workshops rund 35 Maßnahmen entwickelt, die nun gemeinsam in Umsetzung gebracht werden sollen. Das Fachbüro Sweco hat den Prozess begleitet, Maßnahmenvorschläge ausgearbeitet und in ein Gesamtkonzept zusammengeführt. Das Maßnahmenspektrum deckt die Bereiche Infrastruktur und Verkehrsregelung, Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung sowie Organisation und Kommunikation ab und ist passgenau auf die Schule und das Schulumfeld zugeschnitten. Der Schulmobilitätsplan bietet den Akteurinnen und Akteuren zudem konkrete Hilfestellung bei der praktischen Umsetzung. Als zentrales Ergebnis liegt auch ein aktueller Schulwegplan vor. Dieser zeigt, auf welchen Routen die Schülerinnen und Schüler aus den umliegenden Wohngebieten und vom Bahnhof sicher zur Schule gelangen können. Auch Empfehlungen für sichere Radschulwege, die aus dem Schülerradroutenplaner übernommen wurden, sind für die umliegenden Wohngebiete im Schulwegplan dargestellt.

Bestandteile waren zudem eine Mobilitätsbefragung in den Klassen und eine Analyse der Wohnstandorte. Das Ergebnis der Analysen unterstreicht den Handlungsbedarf: Die Hälfte der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt mit Bus und Bahn zur Schule sowie 44 Prozent mit dem Auto – gebracht oder selbst gefahren. Da 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler mehr als fünf Kilometer von der Schule entfernt wohnen, sind diese auf Bus, Bahn oder Auto angewiesen. Hier die Nutzung von Bus und Bahn gegenüber der Autonutzung zu stärken, stellt sich als komplexe Aufgabe heraus. Ein Ansatzpunkt ist, den Weg zwischen Bahnhof und Schule sicherer und attraktiver zu gestalten. Das kommt auch den 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler zugute, die heute schon den ganzen Weg oder in Kombination mit Bus, Bahn oder Auto zu Fuß zur Schule kommen. In diesem Zusammenhang hat eine Verkehrsbeobachtung zu Schulbeginn und -ende die Elterntaxis in den Blick genommen. Hier war allen schnell klar, dass diese nicht wie bisher ins direkte Schulumfeld fahren können. Diese sollen künftig auf die im Herbst 2022 offiziell eingerichtete Elternhaltestelle im Braunfelser Weg, Höhe Bushaltestellte „Braunfelser Weg/Friedhof“, ausweichen und die Schülerinnen und Schüler können das letzte Stück des Weges sicher zu Fuß zurücklegen. Um Eltern- und Schülerschaft für Probleme der Autonutzung zu sensibilisieren und für die Alternativen zu werben, sind verschiedene Projekte und Aktionen zu den Bereichen Mobilität, Sicherheit und Klimaschutz in den schulischen Ablauf eingebunden. Besonders auf das Fahrrad als Verkehrsmittel soll verstärkt aufmerksam gemacht werden. Aktionen wie der im September 2022 durchgeführte Fahrradaktionstag und die Teilnahme am Schulradeln haben die Präsenz des Themas Fahrrad erhöht. All diese Bausteine haben zum Entstehen des modernen, ganzheitlichen Schulmobilitätskonzeptes beigetragen.

„Für uns als Schule ist es ein zentrales Anliegen, dass die Sicherheit auf den Schulwegen seitens der Stadt weiter verbessert wird und wir freuen uns, dass erste Maßnahmen bereits umgesetzt wurden. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass wir bei Schülerinnen und Schülern und deren Eltern dafür sensibilisieren und werben müssen, nicht mit dem Auto ins Schulumfeld zu fahren und besser mit Bus, Bahn, Rad oder zu Fuß zu kommen“, betonte Schulleiter Stefan Ketter und bedankte sich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit bei der Erarbeitung des Schulmobilitätsplans. „Ganz besonders möchten wir unseren Schülerinnen und Schülern das Fahrrad als Verkehrsmittel für den Schulweg näherbringen, denn bisher nutzten nur sehr wenige das Fahrrad“, ergänzte Klimaschutzbeauftragte Ulrike Baum: „Mit unserem ersten Aktionstag Radfahren, den wir am 7. September 2022 zusammen mit vielen Partnern durchgeführt haben, ist uns ein guter Start gelungen. Neben Fahrradparcours, Reparaturstation und Informationen zum Schülerradroutenplaner sowie zu Verkehrssicherheit und Mobilität gab es auch den Malwettbewerb ‚Mein Klimamobil, mein Fahrrad‘. Auch am Wettbewerb Schulradeln haben wir erstmals teilgenommen und unser Fahrradaktionstag wird im Rahmen der hessenweiten Prämierung in der Kategorie ‚Beste Fahrradaktion‘ ausgezeichnet. Als Ergebnis unserer Aktivitäten stellen wir fest: mehr Schülerinnen und Schüler kommen mit dem Rad zur Schule.“

„Das Thema Mobilität ist für die Stadt von hoher Bedeutung, die Problematik der Elterntaxis im Bereich Philippinum/Spielmannschule ist bekannt. Ziel für die nächsten Jahre ist, den Verkehr in der Schulumgebung noch sicherer abzuwickeln und zu reduzieren. Zur Verbesserung braucht es neue Konzepte und Ideen seitens Schule, Stadt und Landkreis“, erläuterte Weilburgs Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch: „Daher begrüßen wir die gemeinsame Erarbeitung des Schulmobilitätsplans ausdrücklich. Dieser zeigt Handlungsbedarfe auf und es wurden Ziele und Lösungsmöglichkeiten aus Sicht der Schulmobilität erarbeitet. Im Herbst 2022 konnten wir bereits den fehlenden Gehweg entlang des Karlsbergs zwischen Goethestraße und Kleisterstraße markieren und zwei Zebrastreifen zur sicheren Querung des Knotenpunkts Lessingstraße/Braunfelser Weg einrichten.“

Für den Landkreis Limburg-Weilburg, der als Schulträger auch für bauliche Maßnahmen wie Fahrradabstellanlagen auf Schulgeländen zuständig ist, ist das schulische Mobilitätsmanagement ein zentraler Handlungsansatz. „Durch die Teilnahme am Beratungsprogramm möchte der Landkreis die Schulen bei dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützen und die Beteiligung sowie Vernetzung der vielen Akteure, die beim Thema Schule und Mobilität relevant sind, fördern“, so Landrat Michael Köberle. „So tragen wir dazu bei, dass sich mehr Kinder selbstständig und sicher auf dem Schulweg bewegen können und gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt tun“, ergänzte der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer.
 

„Die erfolgreiche Fertigstellung des Schulmobilitätsplans für das Gymnasium Philippinum und die zügige Umsetzung erster Maßnahmen bestätigt uns in unserem dialogorientierten Beratungsansatz, in dem Vertreterinnen und Vertreter der Schulen und Kommunen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten“, bekräftigte Felix Rensch-Opelt, zuständiger Projektleiter bei der ivm (Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain): „Der Fokus unseres Beratungsprogramms ‚Besser zur Schule‘ liegt auf einer konstruktiven Vernetzung von Schule und Kommune.“ Hessische Schulen, Schulträger und Kommunen können kostenfrei an dem Beratungsprogramm teilnehmen, um den Verkehr von und zu Schulen nachhaltiger, sicherer und umweltfreundlicher zu gestalten. Informationen zum Beratungsprogramm sind zu finden unter www.besserzurschule.de. Das Fachzentrum, das seitens des Landes Hessen bei der ivm eingerichtet wurde, um das Beratungs- und Qualifizierungsprogramm „Besser zur Schule“ zu koordinieren, hat zum Ziel, Maßnahmen im schulischen Mobilitätsmanagement komplementär zum Schülerticket Hessen zügig und flächendeckend im Land Hessen umzusetzen.

Kontakt
Heike Mühlhans
ivm (integriertes Verkehrs- und
Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain)
Bessie-Coleman-Straße 7
60549 Frankfurt am Main
Tel. +49(0)69 66 07 59 71
E-Mail: h.muehlhans@ivm-rheinmain.de
www.ivm-rheinmain.de

Die ivm hat die Aufgabe, Maßnahmen für ein integriertes Verkehrs-und Mobilitätsmanagement in der Region Frankfurt RheinMain zu entwickeln. Zusammen mit ihren Gesellschaftern – den Städten und
den Landkreisen der Region Frankfurt RheinMain, den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz sowie dem Rhein-Main-Verkehrsverbund  – setzt sie diese gemeinsam um. Das Land Hessen hat im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) das „Fachzentrum Schulisches Mobilitätsmanagement“ bei der ivm eingerichtet. Das Fachzentrum bietet Bausteine zur Beratung, Qualifizierung und Umsetzung im Bereich Schulisches Mobilitätsmanagement
an. Alle Angebote des Fachzentrums können unter www.besserzurschule.de  abgerufen werden. Die Projektlaufzeit des Beratungs- und Qualifizierungsprogramms beträgt maximal ein Jahr.