"Pimp your Landkreis!": 6 Schulklassen übernehmen für 3 Tage die Kreispolitik

Landrat Michael Köberle (oben, links) freute sich mit 6 Schulklassen aus dem Landkreis über das Planspiel zur Kommunalpolitik.

Das Planspiel endete mit der großen, fiktiven Kreistagssitzung.

Eine Gruppe „echter“ Kreistagsmitglieder aus verschiedenen Parteien stand den Jugendlichen als Patinnen und Paten mit Rat und Tat zur Seite. Foto: Lachnit

Kommunalpolitik ist spannend, aber nicht immer einfach zu verstehen. Für Jugendliche kommt sie doch auf den ersten Blick meist eher trocken und langweilig daher. Dabei ist doch gerade die Politik „vor Ort“ besonders geeignet, Selbstwirksamkeit bei der Umsetzung eigener Ideen zu erfahren und die Handlungsfähigkeit parlamentarischer Demokratie zu erleben.
Landrat Michael Köberle freute sich sehr, dass dies 6 Schulklassen der Jahrgangsstufen 8 bis 10 aus 6 verschiedenen weiterführenden Schulen im Landkreis Limburg-Weilburg jetzt live und hautnah in der Josef-Kohlmaier-Halle in Limburg erleben konnten. Die Schülerinnen und Schüler aus der Leo-Sternberg-Schule und der Tilemannschule Limburg, der Heinrich-von-Gagern-Schule Weilburg, der Fürst-Johann-Ludwig-Schule Hadamar, der Freiherr-vom-Stein-Schule Dauborn und der Mittelpunktschule „St. Blasius“ Frickhofen schlüpften im Rahmen des Planspiels „Pimp your Landkreis!“ in die Rolle von Politikerinnen und Politikern des Kreistages im Landkreis Limburg-Weilburg beziehungsweise in die Rolle von regionalen Journalistinnen und Journalisten, die die politische Arbeit begleiteten.
Der Gedanke, ein solches Planspiel im Landkreis Limburg-Weilburg zu veranstalten, entstand bereits nach den letzten hessischen Kommunalwahlen im März 2021. Die Idee, eingebracht von Heike Lachnit, einer regionalen Lokaljournalistin, wurde im Mai 2021 vom Jugendbildungswerk Limburg-Weilburg aufgegriffen und von Bildungsreferentin Dorothee Valentin im Rahmen eines eigens gegründeten Arbeitskreises weiterverfolgt. Beteiligt waren dabei auch die kommunale Jugend- und Schulsozialarbeit aus Limburg, Weilburg, Villmar und Hünfelden, in Kooperation mit dem Verein „Politik zum Anfassen e.V.“, der seit 12 Jahren diese Art von Planspielen zum Thema Kommunalpolitik in großen Städten und Landkreisen deutschlandweit anbietet und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Ziel dieser Planspiele ist es, jungen Menschen Lust auf Demokratie zu machen. Das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung in der Politik ist kein neues Thema, aber gerade in den letzten Jahren steht es wieder deutlich mehr im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion – bedingt durch die Corona-Pandemie und die Nachteile, die für Kinder und Jugendliche dadurch entstanden sind, aber auch durch die weltpolitische Situation, in der Autokraten immer mehr an Einfluss zu gewinnen scheinen und das Staatsmodell der freiheitlich parlamentarischen Demokratie zum Teil heftigem Gegenwind ausgesetzt ist. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche möglichst frühzeitig die Chance bekommen, wichtige Bausteine der Demokratie kennenzulernen, oder noch besser – in Form eines solchen Planspiels – selbst einmal in die Rolle der politischen und journalistischen Akteurinnen und Akteure zu schlüpfen und Kommunalpolitik auf der Ebene des Landkreises so hautnah zu erleben.
Möglich wurde dies jetzt im Landkreis Limburg-Weilburg auch durch die Förderung seitens der Bundesmittel „Aufholen nach Corona“ und die Fachstelle für Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention im Fachdienst Kinder- und Jugendförderung des Amtes für Jugend, Schule und Familie der Kreisverwaltung Limburg-Weilburg.

So brachten fünf Schulklassen als fünf „Fraktionen“ im Verlauf des Planspiels die Ideen der Schülerinnen und Schüler auf die Tagesordnung. Die sechste Schulklasse befasste sich intensiv mit ihrer Arbeit als „Redaktionsteam“, fotografierte und textete für ein eigenes Magazin und drehte einen Film über das Projekt.

Am ersten Tag des Planspiels „Pimp your Landkreis!“ bereitete das Team von „Politik zum Anfassen e.V.“ die Klassen zunächst auf ihre Aufgaben vor: In einem Crash-Kurs bekamen alle Schülerinnen und Schüler einen unterhaltsamen und fundierten Einstieg in das Thema „Kommunalpolitik“. Mit großem Engagement sammelten dann die Jugendlichen ihre Ideen, die von genehmigten Moutainbike-Trails im Wald über das Hessen-Ticket kostenfrei für alle Schülerinnen und Schüler, kostenlose Hygieneprodukte für Mädchen und Frauen bis hin zu solarbetriebenen Straßenlaternen reichten. Darüber hinaus wurden dazu erste Anträge für die fiktiven Ausschusssitzungen entwickelt, die am zweiten Tag auf dem Programm standen.
Mit diesen Aufgaben standen die Schülerinnen und Schüler aber nicht allein: Das Jugendbildungswerk Limburg-Weilburg konnte eine ganze Gruppe „echter“ Kreistagsmitglieder aus verschiedenen Parteien gewinnen, die den Jugendlichen als Patinnen und Paten mit Rat und Tat zur Seite standen. So wurde am zweiten Tag gemeinsam intensiv mit den erfahrenen kommunalpolitischen Patinnen und Paten überlegt, wie man am besten argumentiert und wie man Mehrheiten für die eigenen Anträge findet. Auch die Kreisschülervertretung Limburg-Weilburg war zu Gast und stellte im Plenum ihre Arbeit für die Schülerschaft des Landkreises vor. Anschließend tagten dann fünf Schülerinnen- und Schüler-Fachausschüsse, die sich thematisch an den echten Fachausschüssen des Kreistages Limburg-Weilburg orientierten. Geleitet wurden diese Ausschüsse dann auch jeweils von einem Kreistagsmitglied, zum Teil von den „echten“ Ausschussvorsitzenden. Alle waren sehr konzentriert bei der Sache und der Dialog zwischen Jugend und Politik begeisterte beide Seiten sehr.
Das Redaktionsteam begleitete diesen Prozess ebenfalls sehr engagiert und führte im Laufe des zweiten Tages unter anderem zahlreiche Kurzinterviews mit den verschiedenen Politikerinnen und Politikern. So entstand eine unabhängige Schülerinnen- und Schüler-Berichterstattung über das Planspiel, die jetzt als Film, Bilderstrecke und gedrucktes Magazin weiter aufbereitet wird. Durch das Erarbeiten eigener Medienprodukte lernten sie so ein Stück weit den Wert von Nachrichten und den kritischen Umgang damit kennen.

Das Planspiel endete am dritten Tag mit der großen, fiktiven Kreistagssitzung unter der Leitung des „echten“ Kreistagsvorsitzenden Joachim Veyhelmann, in der die Anträge der einzelnen Fraktionen noch einmal diskutiert und schlussabgestimmt wurden. Fast alle Anträge wurden mit einer Mehrheit angenommen. Aber zum Schluss gab es unter den Schülerinnen und Schülern doch noch einmal eine hitzige Diskussion um den Antrag „Mehr Natur an Schulen“.
Alle Resultate des Planspiels „Pimp your Landkreis!“ werden nun in einem Protokoll zusammengefasst, das der Politik zur Beratung und gegebenenfalls Entscheidung vorgelegt wird. So haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich direkt an Beschlüssen der Politik zu beteiligen. Und das Wichtigste: Ihre Anregungen und Ideen werden gehört und ernstgenommen. So manche Idee von Jugendlichen, die im Rahmen dieser Planspiele von „Politik zum Anfassen e.V.“ entwickelt wurde, hat bereits eine Umsetzung erfahren.
Das Planspiel „Pimp your Landkreis!“ wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine Fortsetzung erleben. Die Schülerinnen und Schüler sowie die beteiligten Kreistagspolitikerinnen und -politiker waren jedenfalls von der ersten Runde hellauf begeistert.
Informationen zu weiteren Angeboten des Jugendbildungswerkes Limburg-Weilburg finden sich unter www.das-jbw.de, Mail: jbw@limburg-weilburg.de, Telefon: 06431-296-118, Facebook: Jugendbildungswerk Limburg-Weilburg, Instagram: das.jbw