Landrat Michael Köberle überreicht Manfred Bender den Landesehrenbrief

Überreichung des Landesehrenbriefs im Stadthaus in Limburg (von links): Willi Becker, der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn, Manfred Bender, Landrat Michael Köberle, Bernd Bendel, Veronika Zilles und Jürgen Faßbender.

Limburg-Weilburg. Landrat Michael Köberle hat dem Vorsitzenden des Deutschen Centrums für Chormusik, Manfred Bender aus Lindenholzhausen, den Landesehrenbrief überreicht. „Manfred Bender engagiert sich seit Jahrzehnten auf großartige, beeindruckende und ganz besondere Weise für die Chormusik. Dies alles war für den Schriftführer des Centrums, Bernd Bendel, Anlass genug, ihn für den Ehrenbrief des Landes Hessen vorzuschlagen. Dieser Anregung komme ich sehr gerne nach, denn diese Auszeichnung hat er sich mehr als verdient“, betonte Landrat Köberle. Mit Manfred Bender freuten sich auch der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn, die Sprecherin des Chorleiterforums, Veronika Zilles, sowie die beiden Chorleiter und Gründungsmitglieder des Centrums, Willi Becker und Jürgen Faßbender.
Es war Mitte der 80er Jahre: Manfred Bender war tagsüber Student der Naturwissenschaften in Gießen und abends Chorleiter. Da versuchte er, seine eigenen Chornoten in einem Leitz-Ordner zu sortieren. Auf einem Commodore 64 programmierte er sich eine einfache Datenbank und startete damit, seine Noten einzugeben. Als all seine Chorwerke erfasst waren, begann er zu erforschen, wie andere ihre Datenbank strukturiert hatten. In Eschborn leitete Manfred Bender damals einen Chor. Eine der Sängerinnen arbeitete bei einem Verlag in Frankfurt, brachte den Chorleiter zu einer Musikmesse und stellte ihn den Chorverlegern vor. Und tatsächlich konnten die beiden viele Verleger davon überzeugen, dass sich das Vorhaben in jedem Fall verkaufsfördernd für deren Produkte auswirken würde. Also boten einige der Verleger an, Chornoten kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit Manfred Bender sie in den Computer eingeben konnte. Zu seiner Enttäuschung erfuhr er, dass es kein Gesamtverzeichnis der Chorliteratur gab, woraufhin er beschloss, einfach ein solches Verzeichnis der verlegten Chornoten zu erstellen.
Zu Hause stolperten nun alle Familienmitglieder über Kartons mit Klavierauszügen und Partituren. Chorleiterkollegen kamen häufig zu Besuch, um nach Noten für ihre Arbeit zu stöbern und Konzerte sowie Festivals zu planen. Irgendwann bestanden alle darauf, dass Manfred Bender im Dachgeschoss einen Raum ausbaute und mit Regalen füllte. Nun fing er auch noch damit an, Noten zu kaufen, wenn Verlage Geld dafür verlangten. Eines Tages bekam er beispielsweise eine Sendung mit etwa 100 Kilogramm Notenheften von der Isle of Lewis nördlich von Schottland.
Später gründete Manfred Bender einen Versandhandel für Chornoten und auch einen Chorleiter-Noten-Club. 1990 musste er schon eine Einliegerwohnung im Nachbarhaus mieten, um den Notenmassen Herr zu werden. Über den Deutschen Musikrat kam der Kontakt zum Franzosen Jean Sturm zu Stande, der ein Programm zum Aufbau einer internationalen Datenbank für Chornoten entwickelte – und die deutsche Chormusik war noch nicht vertreten. Zwei Wochen später fügte Manfred Bender seine gesammelten Datensätze bereits in die internationale Datenbank ein. Es folgten viele solcher Workshops in ganz Europa –  natürlich immer auf eigene Kosten.
Der Chorleiter-Noten-Club wurde immer größer und besaß 1994 mehr als 500 Mitglieder. Klaus Knubben, der damalige Leiter der Domsingknaben, ergriff damals die Initiative und regte an, die Notensammlung nach Limburg zu holen. Die Stadt bot Manfred Bender schließlich an, den Römer 2-4-6 für sein Archiv nutzen zu dürfen. Da das Haus als nationales Denkmal nicht an eine Privatperson vermietet werden durfte, wurde von der Stadt die Auflage gemacht, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. 14 Gründungsmitglieder fanden sich daraufhin zusammen und gründeten den Verein Deutsches Centrum für Chormusik. Und 1997 folgte dann auch der Umzug der Noten nach Limburg.
Bereits 1995 hatte Manfred Bender zwischen dem Arbeitskreis Musik in der Jugend und dem Chorleiter-Noten-Club eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, der dann in Chorleiter-Forum umbenannt und als Organ in die Satzung des neu gegründeten Deutschen Centrums für Chormusik integriert wurde. Die Vereinbarung beinhaltete, dass die inhaltliche Arbeit vom Centrum geleistet wird und der Beitragseinzug für das Chorleiter-Forum sowie dessen Mitgliederverwaltung vom Arbeitskreis Musik in der Jugend. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde 2013 beendet und die Verwaltung seither vom Centrum durchgeführt. Seit 1996 organisierten der Arbeitskreis Musik in der Jugend und das Deutsche Centrum für Chormusik jährlich ein Treffen des Chorleiterforums in Limburg, bei dem es ausschließlich um Chorliteratur geht. Seit 2013 wird das Treffen vom Deutschen Centrum für Chormusik organisiert und veranstaltet. 2017 war bereits abzusehen, dass das Haus in Limburg – insbesondere aus Platzgründen – nicht mehr geeignet war. Inzwischen ist das Chorarchiv dank der Unterstützung des Unternehmens WeLOG in Wetzlar untergebracht. Die Büroräume sind als temporäres Asyl gedacht. Manfred Bender sagt: „Ziel muss es sein, das Deutsche Centrum für Chormusik mit dieser weltweit einmaligen Sammlung zu einer dauerhaften und öffentlich geförderten Institution zu machen, damit ein Lebenswerk für die Chormusik nicht nur einer Generation genutzt hat.“