Landrat Köberle eröffnet im Kreishaus Ausstellung von Viktor Schindler

Freuen sich über die neue Ausstellung im Kreishaus in Limburg (von links): Katharina Wawilow, Sven Buchholz, Olga Buchholz, Emma Schindler, Viktor Schindler mit Urenkelin, Jessica Buchholz und Landrat Michael Köberle.

Limburg-Weilburg. Im Kreishaus in Limburg läuft derzeit eine neue Ausstellung aus der beliebten Reihe „Kunst im Kreishaus“. Landrat Michael Köberle eröffnete im Rahmen einer gut besuchten Vernissage die Präsentation von Viktor Schindler. „Es ist für das kulturelle Leben in unserer Region sehr wichtig, dass die Freundinnen und Freunde der Kunst zusammenkommen, um die ausgestellten Werke hautnah zu erleben und einen direkten Austausch mit anderen Kulturinteressierten zu pflegen. Mehr als 30 Werke von Viktor Schindler sind bis Herbst 2023 hier bei uns im Kreishaus zu sehen, worüber ich mich sehr freue“, so Landrat Köberle bei der Eröffnung.

Obwohl Viktor Schindler seit 33 Jahren in seiner Wahlheimat Limburg lebt, ist es die erste Ausstellung des 79-jährigen Russlanddeutschen in Deutschland überhaupt. Tochter Olga Buchholz hatte die Kreisverwaltung kontaktiert, um ihrem Vater kurz vor seinem 80. Geburtstag damit eine große Freude zu machen. In der ehemaligen Sowjetunion waren häufiger Werke des dort über seine Heimatregion hinaus bekannten Künstlers zu sehen. In der Ukraine gewann er sogar einen Kunstpreis und später auch einen zweiten Preis in Deutschland beim Wettbewerb einer Kunstfachzeitschrift. Viktor Schindler wuchs in einem „Dorf“ nahe der ukrainischen Stadt Odessa auf. Das „Dorf“ von dem er spricht – Beliary –  hat immerhin um die 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Viktor Schindlers Eltern hatten mit Kunst nichts zu tun. Seine Begeisterung für die Malerei begann aber schon im Kindesalter. Sein älterer Bruder Walter malte gerne – und Viktor spürte, dass das auch seine Berufung sein könnte. Schon während seiner Schulzeit hat sich der junge Russlanddeutsche stark kreativ betätigt.

Der Künstler selbst berichtet: „Ich habe das Malen im Blut, ich habe es mir selbst beigebracht.“ Einige seiner Zeitgenossen glaubten beim Ansehen seiner frühen Werke: „Das sieht aus wie bei einem großen Meister. Das hast du doch nicht selbst gemalt.“ Doch, hatte er. Eine Frau auf einem Boot, Engel in der Luft und Schwäne auf dem Wasser. Das ist ein typisches Motiv von Viktor Schindler. Aber auch für seine Personenporträts ist Viktor Schindler in seiner Heimat bekannt. Jedes Detail an einem Gesicht sieht man bei ihm. Jeder Strich muss sitzen, lautet seine Devise. Und so echt wirken seine Porträts. In der Sowjetunion lernte Viktor Schindler seine in Kasachstan aufgewachsene und ebenfalls deutschstämmige Frau Emma Kerner kennen und heiratete sie nach seiner Militärzeit. Dort war er hauptberuflich als Kunstmaler tätig und leitete einen Betrieb mit fünf Mitarbeitern. Viktor Schindler gestaltete Restaurants und andere Räumlichkeiten mit seiner Kunst, beispielsweise mit Skulpturen und Märchenszenen. Familie Schindler wanderte schließlich vor über 33 Jahren in die Heimat ihrer Vorfahren nach Deutschland aus, nachdem ihre Kinder in der Schule als Deutsche benachteiligt und beleidigt worden waren.

Nach Limburg kam die Familie, weil dort bereits ein Cousin von Emma Schindler lebte. In Limburg gefiel es den Schindlers von Anfang an sehr gut. Schade war allerdings für Viktor Schindler, dass er den Namen, den er sich in der Ukraine als Kunstmaler aufgebaut hatte, hier nicht nutzen konnte. Um Geld für den Lebensunterhalt seiner Familie zu verdienen, fing er als Maler und Lackierer an. Da kam er oft abends erst spät nach Hause und hatte folglich nicht die Muße, in seiner Freizeit nebenbei noch neue Kunst zu schaffen. Damit startete er erst wieder so richtig nach seiner Pensionierung. Vor allem nachts ist Viktor Schindler kreativ und freut sich nach seinen erfolgreichen Zeiten in der Sowjetunion in Limburg sehr auf seine erste Ausstellung.

In Limburg kennt man Viktor Schindler eher als Schachspieler des Limburger Schachvereins, wo er unter dem Spitznamen „Viktor der Schreckliche“ bekannt ist. Viktor Schindler ist vor allem im Blitzschach ein gefürchteter Gegner, weil er keine lange Bedenkzeit braucht, um alle möglichen Züge im Kopf durchzugehen. Zu seinen Freunden gehört beispielsweise der weißrussische Großmeister Michail Zeitlin, der früher auch Trainer des russischen Ex-Weltmeisters Garri Kasparow war. Ihm konnte er mehrere Remis abringen. In der Ausstellung im Kreishaus zeigt der Limburger Künstler, dass er viele Techniken beherrscht. Seine Werke verkörpern Einflüsse aus dem Impressionismus, dem Pointillismus, dem Realismus und der abstrakten Kunst.

Die Werke von Viktor Schindler sind zu den Öffnungszeiten – montags bis mittwochs von 8 bis 17 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr – im Kreishaus in Limburg zu sehen.