Landarztstipendien sichern ärztliche Versorgung/Für Merenberger Sven Jopp ist Allgemeinmediziner ein Traumberuf

Sven Jopp möchte im Landkreis Limburg-Weilburg als Landarzt arbeiten.

Landarztstipendien sichern ärztliche Versorgung/Für Merenberger Sven Jopp ist Allgemeinmediziner ein Traumberuf

Limburg-Weilburg. Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung auf dem Land ist ein wichtiges Thema. Auch der Landkreis Limburg-Weilburg fördert diese und vergibt mittlerweile pro Jahr bis zu zwei Stipendien an junge Medizinstudentinnen und –studenten. Diese erhalten vom Landkreis 750 Euro im Monat, das bis zu 51 Monate lang.
 

Nicht nur aufgrund des finanziellen Anreizes sollten sich angehende Mediziner überlegen, ob eine Tätigkeit als Landärztin oder Landarzt Sinn machen könnte. Auch die Nähe zu den Patientinnen und Patienten sowie die gute Lebensqualität auf dem Land könnten Argumente sein, sich bewusst für eine ärztliche Tätigkeit im Landkreis Limburg-Weilburg zu entscheiden. Die Gegenleistung für ein Stipendium ist, sich für mindestens fünf Jahre zu verpflichten, als Allgemeinmediziner im Landkreis Limburg-Weilburg oder in der Kreisverwaltung fürs Gesundheitsamt tätig zu werden. Im Landkreis privat leben muss man dafür nicht.

Der aus Diez stammende und mittlerweile in Merenberg ansässige Sven Jopp hat sich nach dem ersten Staatsexamen sein Stipendium gesichert. Nach dem Abitur am Diezer Sophie-Hedwig-Gymnasium und sieben Jahre Wartezeit aufgrund seines für einen direkten Studienplatz nicht ausreichenden Notendurchschnitts von 2,8 hat der mittlerweile 30-jährige ein Medizinstudium an der Justus-Liebig-Universität Gießen aufgenommen. Wenn alles gut läuft, wird er nach zehn Semestern noch in diesem Jahr das zweite Staatsexamen abschließen. Dann folgt 2024 noch ein praktisches Jahr.

 Medizin ist, wie der Wahl-Merenberger berichtet, immer zunächst einmal ein Universal-Studium, an dessen Ende man sich dann nach eigenen Fähigkeiten und Wünschen spezialisieren kann. Zum praktischen Jahr eines angehenden Facharztes gehören immer vier Monate in einer inneren Abteilung und vier Monate in einer Chirurgie. Die letzten vier Monate kann jeder künftige Mediziner oder jede Medizinerin dann je nach eigenen Fähigkeiten und Interessen in eine Fachrichtung gehen. Für Sven Jopp war schon vor Bewerbung für sein Stipendium und den damit verknüpften Bedingungen klar, dass er diese vier Monate in einer Allgemeinpraxis verbringen wird, weil er unbedingt Allgemeinmediziner werden möchte. Das soll in der Praxis Schmitt und Fröhlich in Hintermeilingen sein.

Als Allgemeinmediziner kann ich Patienten und Patienten ein Leben lang intensiv begleiten“, begründet Jopp diese Haltung. Als Facharzt bekomme er den einzelnen Patienten immer nur In kleinen Ausschnitten der Krankenakte zu sehen. Ärztliche Vorbilder in der eigenen Familie hat Sven Jopp nicht. „Ich bin da so etwas das schwarze Schaf in der Familie“, berichtet der Student. Seine Mutter betreibt einen Malerbetrieb, der Vater ist Ingenieur. Das Interesse an Medizin bei ihm wurde in der Schule geweckt, als sich seine Klasse im Biologieunterricht mit menschlichen Organen, Synapsen und Tieraugen beschäftigte.

Folglich lag es für den Diezer nahe, diesem Interesse dann später auch zu folgen und sich im neunten Schuljahr für ein Schülerpraktikum in einer heimischen Apotheke sowie im Limburger St.-Vincenz-Krankenhaus zu bewerben. Dabei hat er dann festgestellt, dass er gerne einen Beruf mit direktem Patientenkontakt ergreifen würde. Da Sven Jopp aber ein vom Notenschnitt nicht direkt für einen Medizinstudienplatz reichendes Abitur machte, hatte er zunächst aber Sorge, dass es aufgrund des im Medizinbereich nach wie vor geltenden Numerus Clausus nichts mehr mit dem Medizinstudium werden könnte. Von daher hat er nach einer Alternative gesucht und sich zum Rettungsassistenten ausbilden lassen. Diese Tätigkeit fand Jopp „sehr schön“. Er hatte spannende Fälle, bei denen er sofort die Lage erkennen und umgehend handeln musste, um das Leben der Notfälle nicht zu gefährden. Durch die Zwölf-Stunden-Schichten hatte er auch drei Tage die Woche frei, was natürlich auch angenehm fürs Familienleben war.

 

Trotzdem ist Sven Jopp dankbar, dass sich doch noch für ihn die Möglichkeit eines Medizinstudiums ergeben hat. Wenn alles wie von Jopp geplant funktioniert, könnte er sich nach dem dritten Staatsexamen bereits in dreieinhalb Jahren als Allgemeinmediziner in einer Praxis anstellen lassen. In sechseinhalb Jahren könnte er dann selbst Teil einer Gemeinschaftspraxis werden oder, -falls vorhanden- einen freien Kassensitz in der Region übernehmen und sich selbständig machen.

Die Stipendium-Bedingungen besagen, dass er die ersten fünf Jahre im Landkreis Limburg-Weilburg tätig bleiben muss. Wenn Jopp dies nicht tun sollte, müsse er seine ihm gewährte Unterstützung zurückzahlen. Das ist aber nicht sein Plan. „In eine Großstadt würde mich auch das beste Angebot nicht ziehen“, versichert er. Bis jetzt habe mit dem Studium alles wie erhofft funktioniert. Ihm mache die Medizin nach wie vor Spaß. Einmal im Monat jobbt er aktuell nebenbei noch als Rettungsassistent beim Kreisverband Weilburg des Deutschen Roten Kreuzes. Seine Partnerin stammt auch aus der Region, genauer gesagt aus Winkels. Die beiden möchten zusammen definitiv dauerhaft im heimischen Landkreis wohnen bleiben. Das Stipendium hat dem jungen Ehepaar auch finanziell geholfen, sich jetzt schon den eigenen Kinderwunsch finanziell erfüllen zu können.

 

Jopp weiß aus eigenen Erfahrungen, dass auf dem Land das Verhältnis zwischen Patienten und Hausarzt enger ist. Da habe man dann zu einem Namen sofort ein Gesicht vor Augen. Auf dem Land habe man im Schnitt auch weniger Patienten als in der Großstadt und könne sich für jeden einzelnen Patienten dann noch einmal ein bisschen mehr Zeit nehmen, bei Beschwerden genauer hinzuschauen und nachzufragen. „Als Arzt habe ich zudem einen Beruf, der zukunftssicher ist“, betont Sven Jopp. Von daher ist er sehr dankbar dafür, dass der Landkreis Limburg-Weilburg ihm über das Stipendium die Chance gegeben hat, seinen gewünschten Weg zu gehen.

 

Ein Stipendium können Medizinstudentinnen und –studenten bekommen, die sich beim Landkreis bewerben „und uns im Vorstellungsgespräch von sich überzeugen“, so die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes Kirsten Eckenberg. Die Unterstützung können erfolgreiche Bewerberinnen und Bewerber dann nach bestandenem Physikum ab dem fünften Semester erhalten. Das Stipendium wird der oder dem Studierenden zur Finanzierung der mit dem Studium verbundenen Kosten für maximal acht weitere Fachsemester zuzüglich drei weiterer Monate für die Prüfungszeit gewährt. Nähere Infos zum Stipendium und Bewerbungsverfahren unter www.landkreis-limburg-weilburg.de/fileadmin/landkreis/downloads/gesundheit/Stipendium_fuer_angehende_Hausaerzte-Homepage-20-08-2020.pdf