Jugendbildungswerk tourt mit „Sophie Scholl“-Projekt durch weiterführende Schulen im Landkreis

Auch die Schülerinnen und Schüler der Fürst-Johann-Ludwig-Schule beschäftigten sich bei einem Workshop des Jugendbildungswerkes Limburg-Weilburg mit dem Leben und Wirken Sophie Scholls.

Szenisch stellten die Hadamarer Schülerinnen und Schüler das Leben der an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität verhafteten und wenige Tage später verurteilten und hingerichteten Widerstandskämpferin dar.

Wie wichtig ist Zivilcourage noch oder wieder in der heutigen Gesellschaft? Damit befassten sich die Jugendlichen an der Leo-Sternberg-Schule.

Theater spielen gehört zu den Workshops mit Cara Basquitt. Hier schlüpfen in der Limburger Leo-Sternberg-Schule die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Rollen von Sophie Scholl und ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Widerstandsgruppe "Weiße Rose".

Limburg-Weilburg. Landrat Michael Köberle freut sich, dass das Jugendbildungswerk des Landkreises Limburg-Weilburg auch weiterhin Theaterworkshops und Projektwochen zum Thema „Sophie Scholl und die Weiße Rose“ ab der Jahrgangsstufe neun anbietet. Die Angebote sind im letzten Jahr anlässlich des 100. Geburtstages von Sophie Scholl gestartet und sollen auch im Schuljahr 2022/23 weitergeführt werden, um möglichst vielen Schulklassen die Chance der Teilnahme zu geben. So war Bildungsreferentin und Theaterpädagogin Cara Basquitt in diesem Schuljahr teilweise mit mehreren Workshops oder Projektwochen am Gymnasium Philippinum in Weilburg, der Heinrich-von-Gagern-Schule in Weilburg, der Johann-Wolfgang-von-Goethe Schule in Limburg, der Mittelpunktschule St. Blasius in Frickhofen, der Fürst-Johann-Ludwig-Schule in Hadamar, der Mittelpunktschule Goldener Grund in Selters, der Leo-Sternberg-Schule in Limburg und der Peter-Paul-Cahensly-Schule in Limburg unterwegs.

Cara Basquitt schlüpft zu Beginn der Workshops selbst in die Rolle der Sophie Scholl und gibt den heimischen Schülerinnen und Schülern somit tieferen Einblick in deren Biografie. Vor 101 Jahren, am 9. Mai 1921, wurde die Widerstandskämpferin Sophie Scholl geboren. Sie war Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und half bei der Erstellung und Verbreitung von Flugblättern, die auf die Gräueltaten der Nationalsozialisten aufmerksam machten. Bei einer Flugblattaktion am 18. Februar 1943 an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde sie gemeinsam mit ihrem Bruder Hans verhaftet. Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, wurden sie zum Tode verurteilt und am gleichen Tag von den Nationalsozialisten hingerichtet. Die Geschwister Scholl und die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ sind zu einem Symbol für Zivilcourage und Widerstand gegen die NS-Diktatur geworden.

Sophie und Hans Scholl wuchsen in einem politisch liberalen, protestantischen Elternhaus zusammen mit drei weiteren Geschwistern auf. Dennoch glaubte Sophie zunächst an das von den Nationalsozialisten propagierte Gemeinschaftsideal und trat 1934 dem Bund Deutscher Mädel bei. Sie engagierte sich für ihre Jungmädel-Gruppe und wurde Scharführerin. Ihr Bruder Hans und die anderen Geschwister waren ebenfalls Mitglieder in den Jugendorganisationen der Nationalsozialisten. Die Eltern waren von der Begeisterung ihrer Kinder für die Hitlerjugend und den Bund Deutscher Mädel dagegen wenig angetan. Erst später wandten sich die Geschwister Scholl vom Nationalsozialismus ab und wurden zu Widerstandskämpferin und Widerstandkämpfern.

„Dieser Punkt interessiert die jungen Menschen in den Workshops häufig ganz besonders.“, sagt Cara Basquitt. „Er zeigt, wie wandlungsfähig ein Lebenslauf sein kann, und dass man auch zunächst eine falsche Richtung einschlagen, diese aber immer auch wieder ändern kann.“ Die Neuntklässlerin Annabell (15) der Fürst-Johann-Ludwig-Schule in Hadamar meint dazu ebenfalls: „Sophie Scholl ist ein Mensch mit komplexem Charakter und es ist interessant, zu sehen, dass sie zunächst für den Nationalsozialismus begeisterte, dann aber selbst zur Widerstandskämpferin wurde“. Der Mut, den Sophie Scholl und die Widerstandskämpfer während der Zeit der NS-Diktatur aufgebracht haben, beeindruckt die Teilnehmenden ganz besonders. Die 15-jährige Fürst-Johann-Ludwig-Schülerin Leni betont: „Ich habe großen Respekt, dass Sophie Scholl das bis zum Ende durchgezogen hat und die Schuld auf sich nahm, um ihre Freunde zu schützen“.

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Rahmen der Workshops und Projektwochen auch mit der Frage nach der Bedeutung des Lebens und Wirkens von Sophie Scholl und den anderen Mitgliedern der „Weißen Rose“ für junge Menschen heutzutage und mit dem Thema Zivilcourage. Des Weiteren probieren sie selbst das Theaterspielen aus. Sie lernen verschiedene theaterästhetische Mittel kennen, wie beispielsweise „Einfrieren in der Bewegung“ oder „In Zeitlupe durch den Raum laufen“. Diese Mittel ermöglichen eine wirkungsvollere Darstellung, die sie später im Rahmen der Szenenentwicklung einsetzen können. Nach intensiver Beschäftigung mit der Widerstandskämpferin und den Widerstandskämpfern entwickeln und präsentieren die Schülerinnen und Schüler mit theaterpädagogischer Unterstützung kurze Szenen über das Leben von Sophie Scholl und die „Weiße Rose".

Schulklassen aus dem Landkreis Limburg-Weilburg, die einen Tag oder im Rahmen einer ganzen Projektwoche das Thema bearbeiten wollen, können für das Schuljahr 2022/23 noch Termine bekommen. Die Teilnahme an dem Projekt ist kostenfrei. Nähere Informationen und Anmeldungen: Jugendbildungswerk Limburg-Weilburg, Telefon: 06431-296-118 oder E-Mail jbw(at)limburg-weilburg.de.