Hessische Biotage Quereinsteiger hat erfolgreichen Biobetrieb aufgebaut/Eisenbacher Marienhof züchtet Wasserbüffel

Dirk Krämer züchtet auf dem Eisenbacher Marienhof Wasserbüffel.Fotos: MGH Gutes aus Hessen

Dirk krämer produziert in seinem Betrieb leckere Büffelmozzarella.

Auf dem Hofladen des Marienhofes können Interessierte selbstgemachte Produkte wie die Büffelmozzarella erwerben.

Eisenbach. Im Rahmen der Hessischen BioTage öffnen auch heimische Landwirtschaften ihre Betriebe vom 16. bis 25. September für Fachpublikum wie interessierte Bürgerinnen und Bürger. Für Samstag, 24. September, 11 Uhr, lädt beispielsweise der Eisenbacher Marienhof „organic farming“ mit dem Titel „Iron Creek im Goldenen Grund –tasting and feeling pur“ zu einer kostenlosen Hofführung mit Verkostung ein. Unter anderem zu bestaunen sind dort eine Wasserbüffel- und eine Wagyuherde. Das sind aus Japan stammende Rinder, deren Fleisch bis zu 300 Euro das Kilo auf dem Markt erzielen kann. Bis 15 Uhr können die Gäste dann nach der Führung noch auf dem Hof Kaffeetrinken und sich auch im Hofladen auf dem Marienhof selbst hergestellte Produkte wie Büffelmozzarella mitnehmen.
Dirk Krämer ist nach eigenen Aussagen derzeit auch Deutschlands größter Bio-Salbeiproduzent. Er kultiviert zudem unter anderem blaue Trüffelkartoffeln, Honig- und Wassermelonen, diverse Feldgemüse sowie alte französische Schalotten. Der aus Wirbelau stammende Wahl-Eisenbacher ist ein gutes Beispiel dafür, dass man mit einem durchdachten Geschäftskonzept, viel Kreativität und Einsatzbereitschaft auch als Fachfremder eine erfolgreiche Karriere als Biolandwirt starten kann. Das heißt, völlig fremd war Dirk Krämer der Sektor Landwirtschaft nicht. Seine Großmutter hatte in Wirbelau eine Landwirtschaft. Vorher führte der Neu-Landwirt als Vorstand ein erfolgreiches Versicherungsmaklerunternehmen, bei der er auch kleinere und große landwirtschaftliche Betriebe als Kunden hatte. „Dadurch kannte ich die Anforderungen und Probleme der Landwirtschaft, besaß bereits ein gutes Netzwerk“, erzählt Dirk Krämer. Dass er das Versicherungsmaklerunternehmen verkaufen würde, wusste er schon, bevor er sich dazu entschlossen hatte, eine Biolandwirtschaft aufzubauen. Der Marienhof fiel ihm auf, weil er dort öfter mal vorbeifuhr. Nach einigen Gesprächen mit dem Vorbesitzer war dieser verkaufsbereit und Dirk Krämer konnte sich seinen Wunsch der Hofübernahme erfüllen.
Was der Unternehmer aber vor der neuen Existenzgründung unterschätzt hatte, war, dass nicht alle unter den neuen Kollegen ihn mit offenen Armen als neuen Landwirt empfangen würden. Argwöhnisch wurde er auf dem Land von einigen beäugt. So musste er nach eigenen Aussagen hart dafür kämpfen, dass er als haupterwerblicher landwirtschaftlicher Betrieb anerkannt wurde. „Es dauert alleine drei Jahre, um eine Rinderherde aufzubauen. Eine einzige Wagyu-Kuh erfordert hohe Investitionen“, berichtet Krämer. Da der Landwirt die Nachzuchten frühestens nach drei Jahren schlachten lässt, weil er den Tieren ein würdiges Leben ermöglichen will, durch längere Aufzucht auch die Fleischqualität steigt, schlachtete er nur wenige Tiere pro Jahr. Aktuell stehen mehr als 20 Rinder und sieben Wasserbüffel auf seinen Weiden. „Die Wagyus sind alle reinrassig und Fullblood-Tiere, die alle Bio-anerkannt sind“, berichtet Dirk Krämer. Der Preis des Fleisches hängt von der Marmorierung ab, die von der Fütterung und Zucht der Tiere abhängt. Die Tiere bekommen nur eigenes Futter und werden langsam mit Heu und Gras aufgezogen.
Warum setzt Krämer ausgerechnet auf ungewöhnliche Tiere und Pflanzen? „Ich habe mir immer schon beruflich besonders erfolgsversprechende Nischen gesucht und bin damit immer sehr gut gefahren“, sagt Krämer. Beispielsweise ist die Nachfrage nach verbandsgebundenen Bio für Salbei sehr gut. Er vermarktet aber auch andere Heil- und Gewürzkräuter sowie Feldgemüse und Obst. Gab es denn für Krämer als Berufsneuling auch Dinge, die gehörig schiefliefen, weil er vorher keine Berufspraxis als Landwirt hatte. „Nein“, sagt Krämer: „Ich bin derzeit genau da, wo ich hinwollte. Wissen kann man sich in jedem Beruf aneignen“. Krämer las viel, besuchte erfolgreiche Höfe und schaute genau hin.
Aber er ist vor allem selbst kreativ, dass er einen Hof schuf, der von seinen Tätigkeitsfeldern in der Region einzigartig ist. Das fing schon 2013 an, als Krämer das Unternehmen Iron Creek Food and Beverage gründete. Freunde von ihm hatten verwandtschaftliche Beziehungen zu Olivenbauern in Griechenland. Und das inspirierte den Eisenbacher, auch mit der Ölmühle zusammenzuarbeiten und Olivenöl zu vermarkten. Auch über den richtigen Salbeianbau informierte sich Krämer bei erfolgreichen Anbauern. Einen guten Berater hat Krämer auch in seinem guten Freund Professor Dr. Andreas Gattinger, Professor für biologischen Landbau der Universität Gießen. 2019 hat Krämer den Marienhof mit Acker- und Grünland komplett übernommen. Die ersten Gemüsekulturen konnte er bereits besser vermarkten, als zuvor gedacht. Gewinne investiert er in die Fortentwicklung seines Betriebes. So wird noch eine Aquaponik-Anlage entstehen, in der Süßwasserfische gezüchtet werden sollen. Das Fischwasser sei für Gemüse der beste Dünger.
Als erfahrener Unternehmern hat Krämer die Betriebszahlen immer gut im Blick. Und er bietet interessante Arbeitsplätze. So könnte er jemanden für die Käseproduktion gut gebrauchen. Geplant ist auch, den Marienhof zu einer hochwertigen Eventlocation zu machen. Anmeldungen für die Hofführung (Adresse Marienhof 2 in 65618 Selters) bitte zeitnah an E-Mail info(at)iron-creek.de.   

Insgesamt 13 Ökomodell-Regionen in Hessen veranstalten während der Hessischen BioTage ein buntes und vielfältiges Programm. Das komplette Veranstaltungsprogram ist online auf der Website des Ökomodell-Lands Hessen abrufbar: bit.ly/Veranstaltung_HessischeBioTage2022