Von Dieter Kühmichel
Beselich-Obertiefenbach. Nächtliche Atemaussetzer, lautes Schnarchen, ständige Müdigkeit – für Millionen Menschen in Deutschland ist erholsamer Schlaf keine Selbstverständlichkeit. Die Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Limburg-Weilburg hatte in die Alte Schule nach Obertiefenbach eingeladen, um über das weitverbreitete, aber oft unterschätzte Krankheitsbild aufzuklären. Der Einladung folgten zahlreiche Interessierte – der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.
Hauptreferent des Abends war Prof. Dr. med. Haralampos Gouveris, Leiter des Zentrums für Schlafmedizin und Neurostimulation an der Universitätsmedizin Mainz. In einem leicht verständlichen Vortrag erläuterte er die medizinischen Hintergründe der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe – einer schlafbezogenen Atmungsstörung, die mit wiederkehrenden Atemaussetzern einhergeht und langfristig die Gesundheit erheblich gefährden kann.
Unbemerkt und gefährlich
„Viele merken gar nicht, dass sie betroffen sind“, erklärte Gouveris. Die nächtlichen Atemaussetzer führen nicht immer zu bewusstem Erwachen, wohl aber zu einer Alarmreaktion im Körper: Der Puls steigt, der Schlaf wird flach – eine echte Erholung bleibt aus. Folgen können Konzentrationsstörungen, Depressionen, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder Herzinfarkte sein.
Die Ursachen sind vielfältig: Übergewicht, vergrößerte Zunge, anatomische Engstellen oder auch Alkohol- und Medikamentenkonsum können dazu führen, dass sich die oberen Atemwege im Schlaf verengen oder ganz verschließen.
Therapien: Von Maske bis Schrittmacher
Die Diagnose erfolgt über den Hausarzt, HNO-Arzt oder im Schlaflabor. In der Regel wird eine sogenannte CPAP-Therapie verordnet – eine Atemmaske, die durch leichten Überdruck die Atemwege offenhält. Doch nicht alle Patienten tolerieren diese Behandlung.
Für diese Fälle stellte Prof. Gouveris mögliche Alternativen vor: zum Beispiel individuell angepasste Zahnschienen oder – als Hightech-Lösung – einen sogenannten Zungenschrittmacher. Dieses kleine Implantat stimuliert während des Schlafs die Zungenmuskulatur und verhindert so das Zurückfallen der Zunge in den Rachenraum.
Betroffener berichtet
Besonders eindrucksvoll war der Erfahrungsbericht eines Patienten, der im Oktober vergangenen Jahres von Prof. Gouveris operiert wurde. Er schilderte offen seine bisher gemachten Erfahrungen mit dem Zungenschrittmacher – und bestätigte die Wirksamkeit dieser noch relativ neuen Therapieform.
Die Selbsthilfegruppe zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz und kündigte an, das Thema bei einem ihrer nächsten Treffen erneut aufzugreifen.