Der Jugendfriedenspreis des Landkreises geht an Weiltalschule und Weilburg erinnert e.V.

Landrat Michael Köberle (sitzend, Mitte) zeichnete die Gewinnerinnen und Gewinner des Jugendfriedenspreises im Spielmann-Kulturzentrum in Weilburg aus.

Limburg-Weilburg. Schülerinnen und Schüler der Weiltalschule Weilmünster sowie der Verein Weilburg erinnert haben den mit 800 Euro dotierten ersten Platz beim Jugendfriedenspreis 2024/2025 des Landkreises Limburg-Weilburg für sich verbucht. Landrat Michael Köberle zeichnete die Gewinnerinnen und Gewinner bei der großen Preisverleihung im Spielmann-Kulturzentrum in Weilburg aus.

Das Theaterprojekt zur Erinnerung an die NS-Krankenmorde in Weilmünster und Hadamar zielt darauf ab, sich mit der NS-Vergangenheit und den Krankenmorden intensiv auseinanderzusetzen und ein Bewusstsein für die Würde jedes einzelnen Menschen zu schaffen. Darüber hinaus ging es darum, die Schülerinnen und Schüler für Diskriminierungsmechanismen zu sensibilisieren. Verantwortliche Personen sind der Vorsitzende des Vereins Weilburg erinnert, Markus Huth, und das Theater mini-art e.V. aus Bedburg-Hau mit Schauspielerin Crischa Ohler und Schauspieler Sief van der Linden sowie Lehrerin Angela Krüger. Die an den Projekten beteiligten Schülerinnen und Schüler konnten durch das Projekt nicht nur erfahren und sich damit auseinandersetzen, welche furchtbaren Verbrechen unter dem beschönigenden Namen „Euthanasie“ in der NS-Zeit verübt wurden, sondern sie wurden durch die Projekte auch für die bis heute strukturell in der Gesellschaft verankerte Feindlichkeit gegenüber Menschen mit Handicap sensibilisiert. Durch diese theaterpädagogischen Projekte konnten die Jugendlichen das Thema auf verschiedenen Ebenen nicht nur rational, sondern auch emotional wahrnehmen, reflektieren und darstellen. Der Verein Weilburg erinnert e.V. hat in den Jahren 2022, 2023 und 2024 gemeinsam mit dem Theater mini-art e.V. jeweils einen sechs- bis siebentägigen Theaterworkshop für jeweils eine 9. G-Klasse der Weiltalschule Weilmünster durchgeführt. Unter Leitung der beiden professionellen Schauspielerinnen und Schauspieler von mini-art e.V. erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage von Biografien von „Euthanasie“-Opfern der Tötungsanstalt Hadamar und der Hungeranstalt Weilmünster, die im ehemaligen Oberlahnkreis lebten, ein Theaterstück. Die Arbeit der Jugendlichen während des Projektes umfasste Textarbeit, Körperarbeit und Sprecherziehung sowie die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „NS-Euthanasie“.

Der mit 400 Euro dotierte zweite Platz ging an das Kunstprojekt „Fluss der Zeit“ der Intensivklasse und der Klasse 9d des Gymnasiums Philippinum Weilburg unter Leitung von Anna Herr und Elena Graf. Die Schülerinnen und Schüler haben sich vier Monate lang, freiwillig und an Nachmittagen, gemeinsam mit Elena Graf und Anna Herr intensiv mit dem Thema „Frieden in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ beschäftigt. Zunächst inhaltlich, um dann auch auf Motivsuche gehen zu können, aber auch künstlerisch. Entstanden ist ein Triptychon (3 Bilder), das eine zusammenhängende Geschichte zum Thema erzählt. 

Den dritten Preis und somit 300 Euro durfte die 9cG der Fürst-Johann-Ludwig-Schule Hadamar unter Leitung von Lehrerin Ramona Henrich für das Projekt „Autismus verstehen – und richtig handeln: Miteinander den Schulalltag erleben, statt Missverständnisse hinzunehmen“ entgegennehmen. Die Idee, dieses Projekt für den Jugendfriedenspreis Limburg-Weilburg einzureichen, entstand aus dem grundlegenden Wunsch, damit für die Schulgemeinschaft das friedliche Miteinander und die Menschlichkeit zu fördern. Erwachsen ist die Idee aus einem Vorfall, bei dem es in Verbindung mit der Reizüberflutung bei einem autistischen Schüler zu Gewalt kam. Unter anderem dadurch wurde deutlich, wie wichtig der professionelle Umgang mit neurodivergenten Schülerinnen und Schülern ist. Die beiden mit der Klasse 9cG erarbeiteten Erklär-Videos für Lehrkräfte sollen helfen, bestehenden Vorbehalten gegenüber autistischen Schülerinnen und Schülern entgegenzuwirken. 

Landrat Michael Köberle erläuterte das Ziel des Jugendfriedenspreises: „Wir wollen junge Menschen im Landkreis Limburg-Weilburg dazu aufrufen, im Rahmen eines Wettbewerbs kreative Projekte zu gestalten, die die Idee des friedlichen Zusammenlebens und der Menschlichkeit fördern, bestehende Vorbehalte abbauen helfen und zu einem stärkeren Miteinander in unserer Gesellschaft hier in der Region beitragen können.“ Frieden ist nach den Worten des Landrats nicht nur in der Weltpolitik ein ständig brennendes Thema, sondern Frieden beginnt bei jeder und jedem von uns, jeden Tag, dort, wo wir leben und arbeiten. Landrat Köberle weiter: „Das große Engagement, die Kreativität und vor allem der persönliche Einsatz der Kinder und Jugendlichen in den verschiedenen Projekten haben uns echt beeindruckt. Das ist alles andere als selbstverständlich und dafür möchte ich allen an dieser Stelle besonders danken.“ Sein Dank galt zudem den Mitgliedern des Beirates Jugendfriedenspreis, die über die Preisverteilung entschieden haben, den Sponsoren Kreissparkasse Limburg, Kreissparkasse Weilburg und Nassauische Sparkasse sowie den Kolleginnen vom Jugendbildungswerk Limburg-Weilburg, die den Wettbewerb mit großem Einsatz vorbereitet und organisiert haben.